Unter den Topten der meistdiskutierten Gartenthemen rangiert der Rasen weit vorne. Die einen beklagen aufkommende Kleepolster, während andere sich an eingewanderten Gänseblümchen stören. Für letztere gibt`s zum Glück Abhilfe.
Die Schattenseiten des Rasenroboters
27. April 2015
Gerade kürzlich habe ich bei einem Gartenwerkzeughersteller einen «Gänseblümchengrapscher» aus Kupfer entdeckt. Nach englischem Vorbild ermöglicht er den zielgerichteten Angriff auf unerwünschte Blümchen im Rasen… Nicht immer ist jedoch die Lösung für ein auftretendes Rasenproblem so pragmatisch. Oftmals sind detektivische Qualitäten gefragt, um der Ursache auf den Grund zu kommen. So etwa bei den vermehrt auftretenden Flecken in den Rasenflächen. Gemeint sind damit einzelne Stellen, die vom einheitlichen Grün abweichen und das Gesamtbild des ebenmässigen Teppichs mehr oder weniger empfindlich stören. Statt der Gräsermischung, aus der ein Rasen normalerweise besteht, wächst dort nur eine einzige Grasart, die für die Farbabweichung verantwortlich ist. Sie ist schnell bestimmt: Es ist das Einjährige Rispengras (Poa annua), ein ausläuferbildendes «Un»gras, das sich ungebeten eingeschlichen hat. Dass die Fleckenbildung vorwiegend dort aufzutreten scheint, wo ein Mähroboter am Werk ist, legt die Vermutung nahe, dass hier ein Zusammenhang besteht. Hat der vielgelobte automatische Rasentrimmer also auch seine Schattenseiten? Das Einjährige Rispengras kriecht so flach am Boden, dass es den Messern des Roboters entweichen und zur Blüte kommen kann. Es droht eine Verschleppung der Samen, vom emsigen Hin- und Her des Roboters massiv unterstützt. «Liegende Ungräser werden generell gefördert beim Mähroboter-Einsatz», schreibt denn auch ein Schweizer Rasensamenprodzuent in seinem Merkblatt.
Im Kampf gegen die Ausbreitung niederliegender Ungräser empfiehlt es sich, den Rasen einmal im Monat zusätzlich mit einem herkömmlichen Sichelmäher zu kürzen, nachdem man zuvor mit dem Rechen die liegenden Gräser aufgestellt hat. Dies mag nun etwas absurd klingen und dürfte nicht unbedingt im Sinne jener Leute sein, die sich für einen Rasenroboter entschieden haben. Wer aber den perfekten Rasen will, muss gewisse Opfer bringen…
Für Rasenspezialist Norbert Lischka gilt: «Man muss die Bedingungen allgemein so halten, dass das Einjährige Wiesenrispengras gar nicht erst aufkommen kann. Es ist ein Lückenfüller, der sich dann verbreitet, wenn die Bedingungen für den Rasen nicht optimal sind, sei es zu schattig oder zu feucht, zu viel Dünger oder zu viel Wasser.»
Lischkas Empfehlungen für einen optimalen Rasen mit Mähroboter:
- Regelmässig Vertikutieren (dabei die eingelegten Kabel des Mähroboters mit Vorsicht behandeln)
- Die Messer mindestens 2-3 Mal pro Jahr schärfen (ausgehend von einer Fläche von ca. 200m2)
- Ausschliesslich bei trockenen Bedingungen mähen, den Mäher nicht konstant laufen lassen. Während der Wachstumsphase im Frühling/Herbst häufiger, ansonsten nur alle 2-3 Tage
Die Ausführungen zeigen, wie komplex die Rasenpflege noch immer ist. Auch wenn eine gewisse Automatisierung stattgefunden hat, ist dies noch lange kein Garant für den perfekten Rasen. Standortfaktoren und Unterhaltsmassnahmen beeinflussen das Resultat massgeblich. Schliesslich handelt es sich ja um etwas Natürliches, Lebendiges und das ist auch gut so. Sonst könnten wir ja gleich Kunstrasen in den Garten legen…
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