Wann fühlt man sich in einem Garten wohl? Natürlich ist das Empfinden subjektiv, und für jeden Geschmack braucht es zum Wohlfühlen andere Faktoren. Vor einiger Zeit besuchte ich einen Garten, der mir auf dem ersten Rundgang ein bewunderndes «wow» entlockte. Auf der tiefsten Ebene liegt ein schlichter Swimmingpool, umrahmt von Treppen und langgezogenen Sitzstufen aus Naturstein, die den gesamten Schräghang bedecken und terrassieren.
(K)ein Garten ohne Pflanzen?
22. Oktober 2015
Dazwischen sind in Pflanztrögen einige Gräser und Lavendel eingelassen. Auf der obersten Ebene liegt der Sitzplatz mit Verbindung zum Wohnzimmer und Aussicht in die umgebende Landschaft. Wie ich da so stand und um mich blickte, stellte ich unvermittelt einen Anflug von Unwohlsein fest. Erst später realisierte ich, warum. Dem Garten fehlt es für mein Gefühl an Lebendigkeit und Natürlichkeit. Praktisch 90 Prozent der Gesamtfläche sind versiegelt, es gibt keine grössere Pflanzfläche und keinen einzigen Baum zu entdecken. Das Beispiel ist symptomatisch für viele moderne Gartenanlagen. Im Bestreben, pflegeleichte Räume zu schaffen, entstehen statt Gärten oftmals regelrechte Bauwerke.
Alles muss kontrollierbar und einfach zu reinigen sein. Zwischen den Ritzen soll kein ungebetenes Kraut aufkommen und am liebsten auch kein Herbstblatt auf den Belag fallen. Dabei sind es in einem Garten gerade die unverhofften, spontanen Entwicklungen, die zu seinem Charme beitragen und ihm eine Seele verleihen. Welcher echte Gartenfreund will schon einen «besenreinen» Aussenraum haben?
Versteht mich nicht falsch, ich habe keinesfalls etwas einzuwenden gegen schöne Treppenanlagen und Plattenbeläge. Was mich stört, ist, dass die Pflanzen oftmals zu Dekorgegenständen verkommen und ihnen keinerlei Platz eingeräumt wird, sich dynamisch auszubreiten oder in guter Gesellschaft mit Sträuchern ein jahreszeitlich wechselndes Bild zu generieren.
Glücklicherweise gibt es auch eine Vielzahl Menschen, denen die Pflanzen sehr viel bedeuten und die in ihrem Garten weit mehr sehen als nur einen Aufenthaltsort im Freien. Sie sind es, die der Gartenkultur Auftrieb geben.
Auch der Unternehmerverband der Gärtner, JardinSuisse, setzt mit seiner Kampagne «Schule in die Gärtnerei» ein wichtiges Zeichen. Ein Besuch in der Gärtnerei soll den Kindern die Welt der Pflanzen und den Kontakt mit der Erde näherbringen. Die Aktion stösst auf grosses Echo. Gut, denn man kann nicht früh genug beginnen, einen Bezug zur Natur und Umwelt aufzubauen.
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