Der Sichtschutz ist in der Gartengestaltung ein Dauerbrenner. Nach meinem Empfinden sind Gärten allzu oft mit blickdichten Thujahecken oder massiven Stein- und Metallplatten regelrecht von der Umwelt abgeschottet.
Fliegende Hecken für königliche Anwesen
21. November 2015
In einem Projekt oberhalb von Chur stellte sich mir die Aufgabe, für eine neu gebaute Siedlung einen Sichtschutz zu planen, der die verschiedenen Gartenhöfe von der höher gelegenen Strasse abgrenzen würde. Eine Betonmauer, die mit Kunststeinen optisch ansprechend eingekleidet ist, trennt die Aussenbereiche vom Strassenraum. Gesucht war ein pflanzlicher Sichtschutz, der die Mauer nicht komplett verdecken würde. Eine normale Hecke kam daher ebenso wenig in Frage wie ein Rankgerüst mit Kletterpflanzen.
Wie so oft halfen mir bei der Ideenfindung Bilder, die ich während einer Gartenreise durch Belgien in meinen geistigen Daten gespeichert hatte. Spalierbäume aus Hainbuchen sollten es sein! Eine Art «fliegende» Hecke, die nicht wie üblich direkt auf dem Boden steht, sondern in luftiger Höhe formiert wird. Während unten vor der Mauer lediglich die Stämme sichtbar sind, breitet sich weiter oben eine vor Einblicken schützende Blätterwand aus. Ihre obere Kante, die rund 80 Zentimeter über die Mauer ragt, verläuft entsprechend dem Terrain leicht schräg.
Und so ist aktuell mein lernender Gärtner gemeinsam mit einem Baumschulisten damit beschäftigt, oberhalb von Chur über 50 Spalierbäume zu formieren. Aus hundskommunen Hainbuchen entsteht nach und nach ein fast schon künstlerisches Werk, das seinen Ursprung weit zurück in der Gartengeschichte königlicher Anwesen hat.
Der Gartenkulturblog ist auch auf dem Onlineportal der Südostschweiz präsent.