Zu den spannendsten Freiraumprojekten der vergangenen Jahre zählt international gesehen sicher die «Highline», ein zur öffentlichen Parkanlage umgestaltetes ehemaliges Güterzug-Trassee im Westen Manhattans. Eine poetische Idee, die sich über 2.3 Kilometer wie ein grüner Faden in erhöhter Lage durchs Quartier zieht.
Unterirdischer Park in Manhattan
9. November 2015
Solche Umnutzungen sind in zunehmend dichter besiedelten Städten kreative Optionen, um neue Grün- und Erholungsräume zu schaffen. Einen Schritt weiter geht das Projekt der «Lowline». In Anlehnung an die «Highline» soll bis 2020 in der Lower East Side in Manhattan ein unterirdischer Park entstehen. Standort für die Freizeitattraktion ist eine nicht mehr genutzte, unter dem Boden gelegenen Tram-Endstation. Fernab von Sonnenlicht und frischer Luft – ein grüner Park?! Was auf den ersten Blick widersprüchlich tönt, macht modernste Technik möglich. Mittels Solartechnologie soll das Sonnenlicht eingefangen und via Glasfaserkabel in die rund sechs Meter hohen, unterirdischen Grünräume transferiert werden.
Auf einer Crowdfundig-Plattform hat das Projektteam in den vergangenen Jahren Geld gesammelt, um zunächst Forschungen bezüglich der Realisierbarkeit betreiben zu können. Vor einigen Wochen öffnete als erster Schritt das «Lowline Lab» seine Pforten. Das an Wochenenden zugängliche Labor gibt einen Vorgeschamack auf die «Lowline». Es veranschaulicht die Projektidee und dient für Test-Experimente mit Pflanzen und Solartechnologie.
Klar kann man das Projekt als unsinnig abtun und sich fragen, wie weit wir denn gekommen sind, dass wir darüber nachdenken, unsere Gärten unter dem Boden anzulegen. Ich denke aber, es geht bei der «Lowline» primär um das Ausreizen neuer Technologien und um die Machbarkeit einer aussergewöhnlichen Idee zur Umnutzung leerstehender Räume.
Auch wenn ich nicht hoffe, dass es irgendwann zur Regel wird, die Aussenräume unter Boden besuchen zu müssen: Ein spannendes Experiment ist die «Lowline» alleweil. Sollte der Park wie geplant bis 2020 tatsächlich fertiggestellt sein, wäre er sicher anlässlich einer geplanten New-York-Reise einen Besuch wert. Vorerst ist dies aber noch Zukunftsmusik. Denn zuerst müssen die Initianten das Geld für die Baukosten – geschätzte 55 Mio. Dollar – generieren.
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