Chili Fiesta

4. September 2015

Dass viele Gartenliebhaber auch angefressene Pflanzensammler sind, ist bekannt. Sie sammeln Rosen in allen Variationen, Clematis von weiss bis blau oder Hauswurze von klein bis gross. Stets sind sie mit Passion auf der Suche nach fehlenden Raritäten. Dass es auch Chili-Sammler gibt, war mir nicht bewusst – bis wir auf unserer Englandreise in den Gärten von West Dean durch Zufall mitten in einer riesig-bunten Chili-Fiesta landeten.

  • Chilis in über 250 Varianten in den Gärten von West Dean in England.
  • In den viktorianischen Gewächshäusern gedeihen Chilis aus alle Welt.

Shopping und Gartenkultur

27. August 2015

Auf unserer Sommerreise nach England machten wir Halt in Stoke-on-Trent. Wir hatten viel gehört von den unweit des Städtchen liegenden «Trentham Gardens». Die ursprünglich historische Gartenanlage, im 16. Jahrhundert als formaler italienischer Garten konzipiert, hat sich über die Jahrhunderte immer wieder von Grund auf verändert.

  • Die bunten Bepflanzungen locken jährlich Tausende von Besucher in die Gärten von Trentham.
  • Tom Stuart-Smith und Piet Oudolf haben für den Garten spannende Staudenpflanzungen entworfen.

Le potager du roi

20. August 2015

Die Gärten von Schloss Versailles sind weltbekannt. Tausende von Touristen spazieren täglich über die auslandende Kieswege und Treppenanlagen, vorbei an üppigen Fontänen, geometrischen Beeten und langen Baumalleen. Nur wenige finden den Weg zum königlichen Küchengarten. Der «Potager du roi» wird von den Besucherströmen links liegen gelassen und ist ein Geheimtipp für alle, die sich ungestört hohe Gartenkunst anschauen möchten. Während unseren Sommerferien haben wir es gerade umgekehrt gemacht: Auf der Fahrt nach England haben wir die Gärten von Versailles links liegen gelassen und dafür königliches Gemüse bewundert.

Der Obst- und Gemüsegarten diente der Versorgung des Hofs und beherbergt bis heute viele historische Obst- und Gemüsesorten. Was einst dem König und seiner Hofstatt vorbehalten war, ist heute der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Ein Teil der Ernte steht jeweils vor Ort zum Verkauf. Die Dimensionen des Gartens sind beeindruckend. Man trifft auf sorgfältig angelegte Beete mit Salat, Zucchetti, Kohl und Kürbis soweit das Auge reicht. Eine Besonderheit sind die uralten, kunstvoll gezogenen Obstspaliere. Dieses gärtnerische Handwerk fand von hier aus den Weg in alle Welt, insbesondere auch nach England. Der Nutzgarten entstand zwischen 1678 und 1683 im Auftrag von Louis XIV. Auch wenn der Fokus primär auf der Produktion von Nahrungsmitteln lag, wurde bei der Gestaltung der Anlage keine Mühe gescheut. In Anlehnung an die zeitgenössischen Renaissance-Ziergärten sind die Beete und Wege geometrisch angelegt.

Aufzeichnungen zeigen, dass der Garten auch Experimentierfeld für neue Ideen wie ein beheiztes Gewächshaus oder schräg verlaufende, nach der Sonne ausgerichtete Beete war. Heute ist der historische Gemüsegarten Teil der französischen Hochschule für Garten- und Landschaftsbau. Diese trägt dazu bei, dass der Geist des Gartens erhalten, das Wissen um die historischen Nutzgärten erforscht und weitergetragen wird.

 

 

  • Der königliche Gemüsegarten von Schloss Versailles bietet Genuss fernab der Touristenströme.
  • Vom potager du roi wurde die Kunst des Obstspalierschnitts in die ganze Welt getragen.
  • Vom potager du roi wurde die Kunst des Obstspalierschnitts in die ganze Welt getragen.

Was für ein Theater!

13. August 2015

Opernhäuser, Theater-, Kino- und Konzertsäle präsentierten sich in den letzten Monaten verwaist. «Sommerpause!» steht vielerorts an den Türen zu lesen. Glücklicherweise kennt Kultur aber keine Pause.

  • Die Solisten der Kammerphilharmonie Graubünden beleben den Schlossgarten Haldenstein mit den Arien aus der Fledermaus.
  • Ein Brunch im Schlossgarten unter den Linden rundete den Kultursonntag auf Haldenstein ab.

10 Pflanzkonzepte fürs Gartenatelier

30. Juli 2015

Jede Bepflanzung beginnt mit einem Bild im Kopf. Flugs ist ein schöner Pflanzplan gezeichnet, doch der garantiert noch lange nicht, dass die ausgedachte Kombination auch auf die Dauer funktioniert. Standort, Untergrund, Konkurrenzverhalten und Ausbreitungsdrang der einzelnen Blütenstauden beeinflussen den Erfolg.

  • Kreatives Schaffen im Jugendstil-Glashaus des Gartenateliers.
  • In Zweierteams erarbeiten die Studierenden ihre Pflanzkonzepte.

Exotik in den Schottischen Highlands

24. Juli 2015

Ein Besuch im nördlichsten Garten Schottlands, dem Inverewe Garden macht deutlich, wie stark unsere Wahrnehmung vom jeweiligen Umfeld abhängt. Noch nie habe ich eine blühende Staudenrabatte als so farbenprächtig und intensiv empfunden wie jene, die den Hauptweg in den Garten säumt. Grund dafür dürfte der Kontrast zur umgebenden Landschaft sein, in der Grün den Ton angibt. Stundenlang sind wir auf der Anreise durch die kargen, wilden Highlands mit Gräsern, Heidepflanzen und vereinzelten Föhren gefahren, um nun vor einem wahren Blütenfeuerwerk zu stehen.

  • Begünstigt durch den Golfstrom, gedeihen in Inverewe Garden in Schottland exotische Pflanzen aus aller Welt.
  • Vom «Walled Garden», dem Herzstück der Anlage, fällt der Blick aufs Meer.

BOTANICA – Woche der botanischen Gärten

11. Juni 2015

Wer auf Weltreise gehen will, ohne sich allzu weit von zu Hause zu entfernen, kommt in den Botanischen Gärten der Schweiz auf seine Kosten. Mit wenigen Schritten gelangt der Pflanzenfreund über die Schweizer Alpen in den Mittelmeerraum und von dort via Südafrika nach Neuseeland, Amerika und Asien.

  • Botanische Gärten beherbergen Tausende verschiedener Pflanzen aus aller Welt, die alle mit Namen beschriftet sind.
  • Freilandfuchsien im Botanischen Garten St. Gallen

Gartentourismus in Graubünden

4. Juni 2015

Sind Gartenfreunde auf Reisen, lassen sie Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm oder Tower Bridge zu Gunsten berühmter Gartenanlagen wie Versailles oder Kew Gardens ohne Wimpernzucken links liegen. Für sie gibt es nichts Schöneres, als durch stimmig gestaltete Anlagen mit ungewöhnlichen Pflanzenkombinationen und altem Baumbestand zu schlendern und sich inspirieren zu lassen vom Ideenreichtum bekannter und unbekannter Gartengestalter.

  • Der Kanton Graubünden hat ein reiches historisches Gartenerbe. Das Bild aus dem Gartenreiseführer Schweiz zeigt den Garten des Palazzo Salis in Soglio. (Bild Sarah Fasolin)
  • Der mit Kletterrosen bewachsene Laubengang auf Schloss Haldenstein.

Regen macht schön

21. Mai 2015

Die letzten Tage waren geprägt von intensiven Regenfällen, die so manchem die geplanten Outdoorarbeiten vereitelten. Auch wenn das nasse Wetter dem Gärtnerherz manchmal ganz schön zusetzt, darf nicht vergessen gehen, wie unverzichtbar es für unsere Pflanzen ist. Das Regenwasser fällt gratis und franko vom Himmel und lässt sich mit etwas Kreativität vielseitig nutzen. Der Klassiker ist die Tonne unter der Dachrinne, in der sich wertvolles Giesswasser für trockene Zeiten sammelt.

  • Ein Bachlauf als Gestaltungselement. (Bildquelle: Bernd Sterzl, pixelio.de)
  • Mit der Regentonne Giesswasser sammeln. (Bildquelle: Klaus Steves, pixelio.de)

Offene Gartentüre

18. Mai 2015

Staunend stand ich letzte Woche in einem Garten, der seit über vierzig Jahren besteht und eine Welt für sich ist. Sein Besitzer, ein Gärtnermeister im Ruhestand, hat über viele Jahre spezielle Gehölze aus der ganzen Welt zusammengetragen und gekonnt zu einem Gesamtbild kombiniert.

  • Raritäten wie die Die Prachtglocke (Enkianthus campanulatus), ein Strauch, den man nicht alle Tage sieht.
  • Der riesige Rhododendronstrauch präsentiert sich Anfang Mai in voller Blüte.

Singapur und Tianjin: Ökoloigische Parks der Zukunft?

Gutes Design alleine reicht längst nicht mehr aus, um als Landschaftsarchitekturbüro im urbanen Raum erfolgreiche Grossprojekte realisieren zu können. Vielmehr ist angesichts der schnell wachsenden Städte und des steigendem Drucks auf die Landschaft rund um den Globus zunehmend auch eine ökologische Denkweise gefragt. Zwei Beispiele aus Asien zeigen, wie vielschichtig und innovativ der Umgang mit dem Begriff Landschaft sein kann.

  • Von der Abfallhalde zum öffentlichen Erholungsraum: Der chinesische Tianjin Qiaoyuan Wetland Park. (Bildquelle turenscape.com)
  • Erstmals wird 2015 der Europäische Award für ökologisches Gärtnern vergeben.

Die Schattenseiten des Rasenroboters

27. April 2015

Unter den Topten der meistdiskutierten Gartenthemen rangiert der Rasen weit vorne. Die einen beklagen aufkommende Kleepolster, während andere sich an eingewanderten Gänseblümchen stören. Für letztere gibt`s zum Glück Abhilfe.

  • Ist der Rasenroboter schuld an den Flecken im grünen Teppich?

Im Garten der Erinnerung

16. April 2015

Emotionen und Erinnerungen sind eng mit bestimmten Düften verknüpft. Der süssliche Parfümgeruch des Flieders, der zarte Hauch einer Rose oder der erfrischende Lavendel: Was sich oft schwer in Worte fassen lässt, löst bestimmte, ganz individuell geprägte Gefühle und Gedankengänge aus. Kein Wunder, dass die wohltuende Kraft der Pflanzen auch vermehrt Eingang in den therapeutischen Alltag findet. Zunehmend sind Reha-Kliniken sowie Alters- und Pflegezentren von vielfältig bepflanzten Gärten umgeben. Schattenspendende Bäume, versteckte Nischen mit Sitzbänken, wohlriechende Pflanzen und zwitschernde Vögel wirken sich positiv aufs Gemüt aus, der Aufenthalt unter freiem Himmel führt zu Ausgeglichenheit und Zufriedenheit.

  • Demenzgarten in einem Alterszentrum in Wetzikon (Gestaltung Hoffmann & Müller Landschaftsarchitekten, Zürich).
  • Stimuliert die Sinne: ein duftender Teewagen, an dem sich die Bewohner im Demenzgarten mit Kräutern bedienen können.

Gartenhochbeete im Trend

9. April 2015

Müsste man einen aktuellen Gartentrend benennen, wären es die Hochbeete. Immer mehr Gartenfreunde integrieren sie in ihren Aussenraum, um darin auf Hüfthöhe bequem Gemüse und Kräuter zu kultivieren (siehe auch Danuser/von Platen). Ich erinnere mich noch gut an den Bau meines ersten Hochbeets vor über 15 Jahren. Aus Backsteinen fertigte ich gemeinsam mit meiner Frau Maja für ihre Mutter ein erhöhtes Beet, das sie ohne mühsames Bücken bewirtschaften konnte.

  • Ein Trend greift um sich: Das Gärtnern in Hochbeeten ist populärer denn je.

Mit Gartenarbeiten Steuern sparen

3. April 2015

Wenn der Gärtner die Rosen zurückschneidet, dem Rasen in regelmässigen Abständen seine Wellnesskur gewährt und die Buchenhecke formschön in die Schranken weist, bekommt er dafür nicht nur von den Liegenschaftenbesitzern Anerkennung, sondern auch vom Steueramt. Fakt ist nämlich, dass wiederkehrende Unterhaltsarbeiten, sofern man sie nicht eigenhändig ausführt, sondern jemanden damit beauftragt, als «werterhaltende» Massnahme für ein Grundstück zählen und somit von den Steuern abzugsfähig sind. Genauso wie der Hausbesitzer also Sanierungsarbeiten wie neue Fenster oder einen Fassadenanstrich über die Jahre so einplant, dass er finanztechnisch jeweils von den optimalen Abzügen profitieren kann, lassen sich die Arbeiten auch im Garten gezielt steuern.

Allerdings scheint dies, so merke ich immer wieder in Gesprächen, vielerorts noch wenig bekannt zu sein. Ein Kollege erzählte mir kürzlich, er möchte auf seiner Terrasse einen neuen Plattenbelag einbauen lassen. Lange zögerte er, ob er die Investition bereits jetzt tätigen oder noch zuwarten solle. Zur schnellen Entscheidung führte schlussendlich das Wissen, dass es sich dabei steuertechnisch um eine werterhaltende Unterhaltsmassnahme handelt, die vom steuerbaren Einkommen abzugsfähig ist. Es lohnt sich also, sich zu informieren, um das Optimum herauszuholen. In den meisten Gemeinden lassen sich wahlweise die effektiven Kosten oder ein Pauschalabzug abziehen.

Der Liegenschaftenbesitzer gewinnt dabei gleich zweimal. Zum einen hat er rund ums Jahr einen schönen Garten, zum anderen profitiert er von einer massgeblichen Steueroptimierung.

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  • Baumschnitt in luftiger Höhe.

Shabby Chic in der Spezialitätengärtnerei

26. März 2015

Ein Garten offenbart viel über die Menschen, die darin wirken. Nichts spannender, als im Vorbeigehen unauffällig einen Blick über die verschiedenen Gartenzäune zu werfen. Besonders angetan bin ich von der Kreativität, die ich vielerorts entdecke. Es sind die kleinen Dinge wie von Kindern bemalte Blumentöpfe, bunt dekorierte Zaunpfosten, ein alter Bergschuh, der komplett von Hauswurzen bedeckt ist – sie zeugen von Leidenschaft und zeigen mit einem Augenzwinkern, wie freudvoll das Gärtnern doch ist. Auf Inspiration für eigene Kreationen stösst man auf Schritt und Tritt, sei es auf einem Spaziergang in der Natur oder mitunter auch beim Besuch einer Spezialitätengärtnerei.

Wir nahmen den erwachenden Frühling zum Anlass für einen Besuch in der legendären Gärtnerei Gaissmayer im süddeutschen Illertissen. Sie ist bekannt für ihr riesiges Pflanzensortiment mit Kräutern, Duftpflanzen, Blütenstauden, Gräsern und Farnen. Allein vom Lavendel gibt es gut ein Dutzend verschiedene Duftnoten, ebenfalls von der Minze. Lachend entdecken unsere Töchter die Gartenzwerge, die zwischen den Sommerblumen der Hanging Baskets herausgucken, während meine Frau Maja und ich uns an den wundervollen Duftveilchen in verschiedenen Farben und Formen ergötzen. Mit ihrem altmodischen Touch sind sie bei Freunden der «Shabby Chic»-Bewegung voll im Trend. Alte Fensterrahmen aus Holz dienen als Kulisse für die Präsentation der Frühlingsblüher, während nebenan ein charmantes Autowrack, das mit Stauden bepflanzt ist, ein zweites Leben bekommen hat. Durch einen Laubengang, geformt von Spritzkannen, die einander zugewandt auf hohen Stelen thronen, finden wir den Weg ins «Museum der Gartenkultur», das alte Traditionen aufleben lässt und wechselnde Ausstellungen zeigt.

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Garten-Inspirationen aus der Spezialitätengärtnerei (Bildquelle www.gaissmayer.de)

Unnötig zu erwähnen, dass wir von unserem Ausflug mit einigen neuen Pflanzen zurückkehren. Schliesslich hat uns eine gute Freundin ja den Auftrag gegeben, vor ihrem Büro eine Rabatte ausschliesslich mit essbaren Pflanzen zu gestalten. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach und bringen Exotisches wie Erdmandel und Essmalve mit nach Hause. Es geht doch nichts über das Experimentieren im Garten!

Am 11. April findet im Museum der Gartenkultur der Gartenflohmarkt «Kraut & Krempel» statt. Eine wahre Fundgrube für Gartenfans…

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Der Tamboril von Inhotim

21. März 2015

Wir stehen unter dem Tamboril-Baum mit dem zungenbrecherischen botanischen Namen Enterolobium contortisiliquum und halten ehrfürchtig Inne. Die riesige Baumgestalt reckt ihre weit verzweigten, dicken Äste hoch in den Himmel hinauf. Der Tamboril steht in der Parkanlage Inhotim in Brasilien und sei, so verrät uns Gartendirektor Pedro Nehring bei unserem Besuch, für den Gründer und Besitzer des Parks, den brasilianischen Milliardär Bernardo Paz, in den 1980ern ausschlaggebendes Motiv gewesen für den Landkauf. Über Jahre schuf Paz auf dem einst landwirtschaftlich genutzten Gelände ein zeitgenössisches Kunst- und Parkprojekt, das seinesgleichen sucht. Zum «Centro de Arte Contemporanea Inhotim» gehöhren 110 Hektaren öffentlich zugängliche Parkfläche, in welche 20 Galerien zeitgenössischer Künstler eingebettet sind. Durch eine tropische Vegetation mit blühenden Ingwergewächsen und Zierbananen folgen wir verschlungenen Wegen und entdecken immer neue Blickwinkel und verborgene Kunstwerke. Nicht weniger als 1807 verschiedene Palmen-, 637 Aronstab-, 420 Orchideen- und 129 Bromeliengewächse zählen zur beeindruckenden Pflanzenvielfalt im Park.

Bei der Gestaltung der Gartenanlage liess sich Paz vom befreundeten brasilianischen Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx beraten. Seine Handschrift ist im älteren Parkteil bis heute gut ablesbar. Die Bepflanzung erfolgte nach den Gestaltungsprinzipien von Wiederholung und Kontrast, die Wegführung ist äussert subtil und spannungsvoll.

Die Parkanlage hat den Anspruch, Modell des Botanischen Gartens im 21. Jahrhundert zu werden. Sie ist auf dem besten Wege dazu, ist die umfassende Pflanzensammlung doch bereits international anerkannt. Bernardo Paz sagte einmal: «Inhotim ist eine neue Form von Leben, in dem es nichts Böses gibt, denn es wird von der Schönheit besiegt.» Angesichts des beeindruckenden Blicks hinauf in die Baumkrone des Tamborils mögen wir es ihm widerspruchslos glauben.

Inhotim

Kunstpavillon

Das «Centro de Arte Contemporanea Inhotim» (www.inhotim.org.br) liegt in Brumadinho, rund 600km nordöstlich von Săo Paulo. Wer in der Gegend weilt und sich den Park anschauen will, reserviere sich mindestens zwei Tage dafür…

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Die Reise des Zuckerbäcker-Pavillons

13. März 2015

Die eine oder der andere mag sich vielleicht noch an den runden, dunkelroten Pavillon erinnern, der lange Zeit am Bahnhofplatz Chur stand und alle erdenklichen Süssigkeiten von Magenbrot bis Berliner feilbot. Irgendwann – es muss an die zwanzig Jahre her sein – verschwand er aus dem Stadtbild, ohne gross vermisst zu werden. Warum auch: Über ein mangelndes Angebot an Zuckerwaren im und um den Bahnhof kann sich niemand beklagen. Auch ich hätte keinen weiteren Gedanken an das Süsswarenhäuschen verschwendet, hätte mich nicht sein Besitzer, ein Bäcker aus Chur, vor einem Jahr angefragt, ob ich Interesse daran hätte, das Häuschen zu übernehmen, da es doch einem Gartenpavillon nicht unähnlich sehe. Er hatte den Pavillon während zwei Jahrzehnten zwecks allfälliger Wiederverwendung eingelagert und wollte ihn nun aus Platzgründen dringend loswerden. All die Jahre war die Gelegenheit eines Revivals nie gekommen. Ich schaute mir das gute Stück an und sah es vor meinem inneren Auge inmitten eines wunderschönen Gartens stehen, umgeben von einem Kiesplatz, umspielt von englischen Blumenbeeten und hohen Bäumen. Eine konkrete Verwendung hatte ich damals zwar nicht im Kopf, doch mein Bauch und Herz geboten mir, das Häuschen trotzdem zu erstehen. Man kann nie wissen… Trotz oder gerade aufgrund der schnelllebigen Zeit haben für mich gebrauchte Gegenstände, die eine Geschichte mit sich tragen, eine ganz besondere Faszination. Der Reiz besteht für mich darin, sie so in ein Projekt zu integrieren, dass sie zu neuem Leben erwachen.
Der Pavillon des Zuckerbäckers auf dem Weg zu seiner neuen Bestimmung.

Der Zuckerbäcker-Pavillon musste nicht lange auf seine neue Bestimmung warten. Bereits ein Jahr nach dem Erbantritt kommt er diesen Frühling zu neuen Ehren. Er wird Teil des neuen Gartenkultur-Projekts, das ich gemeinsam mit meiner Frau Maja realisiere. Mehr darüber folgt, sobald die Umsetzung begonnen hat.

Einige Restaurierungsarbeiten, ein neuer Anstrich, und der Pavillon ist bereit für seine neue Mission. Zukünftig steht nicht mehr die süsse Auslage im Mittelpunkt, sondern das Gebäude selbst. Als ruhiger Ort soll es spannende Ausblicke und Perspektiven in die umgebende Gartenlandschaft eröffnen. Das Schöne daran: Gartenkultur ist auch in hoher Dosis garantiert unbedenklich für die Gesundheit.

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Setzt die Giardina neue Trends?

6. März 2015

Gartenfreunde pflegten lange ein Nischendasein. In ihrem grünen Reich wirkten sie still und leise vor sich hin und freuten sich unbeachtet von der Öffentlichkeit an blühenden Rosen und Dahlien, an den eigenen Kartoffeln und Karotten. Es gab Zeiten, in denen sie fast ein wenig belächelt und als tendenziell bieder und bünzlig wahrgenommen wurden. Längst hat eine Kehrtwende stattgefunden. Seit einigen Jahren ist Gärtnern cool und hip, insbesondere im urbanen Raum. Der Garten ist salonfähig und populärer denn je. In der Medienlandschaft spriessen Gartenkolumnen, und in ungezählten Internetforen teilen Pflanzenfans ihr Wissen.

Sicher hat die zunehmende Überbauung des Siedlungsraums und damit das knapper werden privater Grünfläche ihren Beitrag zum Gartenboom geleistet. Der Wunsch nach mehr Grün scheint proportional zur Verdichtung des Wohnraums zu steigen.

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Die Giardina bietet blühende Inspirationen und hat sich in der Schweizer Gartenagenda fest etabliert. (Bildquelle Giardina Zürich)

Einen wesentlichen Beitrag zur Imageförderung des Gartens hat nicht zuletzt die Giardina geleistet. Die Messe, die dieses Jahr bereits zum 17. Mal stattfindet und ihre Tore vom 11. bis 15. März öffnet, hat sich dem Thema «Leben im Garten» verschrieben. Statt dem «Krampfen» im Garten stehen Genuss- und Lifestyle im Mittelpunkt. Der Garten wird als Bühne für den erweiterten Lebensraum unter freiem Himmel gefeiert. Aufwändig gestaltete Gärten mit Natursteinmauern, Pergolen, Wasserbecken, blühenden Pflanzen und heimeligen Sitzplätzen transportieren Emotionen pur. Der diesjährige Fokus liegt auf der Terrassen- und Balkongestaltung und greift unter anderem auch den Trend der Outdoorküchen auf.

Auch wenn in Fachkreisen eine gewisse Giardina-Ermüdung herauszuspüren ist und viele Gartengestalter die Messe als repetitiv bezeichnen: Die Ausstellung ist in meinen Augen nach wie vor eine Reise nach Zürich wert. Sie hat ihr hohes Niveau über Jahre gehalten und sich europaweit einen Namen geschaffen. Als Inspirationsquelle für den eigenen Garten sucht sie ihresgleichen und leistet einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Schweizer Gartenkultur.

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Pflanzenjäger und ihre Jagdgründe

19. Februar 2015

Pflanzen sind der Hauptwerkstoff des Landschaftsgärtners. Mit ihnen gestaltet er Gärten, legt öffentliche Parkanlagen an und dekoriert Terrassen. Das zur Verfügung stehende Pflanzensortiment umfasst mehrere Tausend Arten und Sorten in verschiedenen Grössen und Qualitäten. Der Pflanzenmarkt bietet heute (fast) alles an: Jungpflanzen, Gehölze in Pflanzenkübeln, mit Erdballen oder auch wurzelnackt. Allee-, Gross- und Solitärbäume, Blütenstauden, Kübelpflanzen, Balkonblumen und Einjährige – die Palette scheint unerschöpflich. Und doch ist es für den Landschaftsgärtner immer wieder eine Herausforderung, die gewünschten Gewächse für ein konkretes Projekt zu finden. Die Schlüsselfrage lautet: Wo lassen sich geeignete Pflanzen in bester Qualität zum richtigen Zeitpunkt finden? Sie ist nicht pauschal zu beantworten. Selbst die grösste Baumschule hat nur in den wenigsten Fällen das für ein bestimmtes Objekt zusammengestellte Sortiment komplett an Lager. Dem ausführenden Landschaftsgärtner bleiben also zwei Möglichkeiten: Entweder, er bepflanzt seine Gärten mit dem altbewährten, einfach zur Verfügung stehenden Standardsortiment oder aber er pflegt ein Netzwerk mit verschiedenen Baumschulen. Dieses spannt sich heute nicht selten über ganz Europa. Meine Frau Maja und ich gehören zur zweiten Gruppe. Gemeinsam besuchen wir regelmässig Baumschulen und Spezialitätenmärkte im In- und Ausland. Momentan sind wir in der Toskana unterwegs. Hier spüren wir Trends auf und tauschen Erfahrungen und Wünsche aus. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen Produzent und Gestalter. Auf dieser Reise haben wir unter anderem interessante immergrüne Eichenarten entdeckt. Sie haben das Potential, problematische Pflanzen wie den bei uns schier endlos verwendeten Kirschlorbeer zu ersetzen. Vor der Verwendung in Kundengärten pflanzen wir die Eichen versuchsweise in unserer eigenen Baumschule aus, um sie auf ihre Eignung und Winterhärte zu prüfen.

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Auf Pflanzensuche in der Toskana.

Weitere interessante Baumschulgebiete befinden sich nebst der Schweiz in Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich. Obwohl die Verfügbarkeit der Pflanzen in der Gartenbaugeschichte noch nie so einfach war, unterscheidet sich der engagierte Landschaftsgärtner heute nicht wesentlich von Humboldt und seinen Zeitgenossen. Wir sind Pflanzenjäger geblieben und machen uns stetig auf zu neuen Jagdgründen. So kann dem Hobby gefrönt und zu einer aktiven Förderung der Gartenkultur beigetragen werden.

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