Ein Sitzplatz unter einem schattenspendenden Baum, eine glitzernde Wasserfläche, bunte Blumenbeete: Der Garten ist für viele eine unverzichtbare grüne Oase, die Erholung, Genuss und Inspiration verheisst. Nicht für alle, so scheint es, denn mehr und mehr Gärten werden statt grüner immer steiniger und karger. In vielen Vorgärten türmen sich die Steine geröllhaldenartig auf, dazwischen kämpft alle paar Meter ein kleinwüchsiges Nadelgehölz ums Überleben. Längst sind die Steingärten zum weitverbreiteten Modetrend geworden. Ist es die Sehnsucht nach alpiner Romantik? Oder steckt dahinter vielmehr der Wunsch, den Pflegeaufwand im Garten zu minimieren? «Wo Steine sind, gibt es nichts zu Jäten», so die landläufige Meinung. In den ersten Jahren mag dies stimmen. Doch die Natur nimmt ihren Lauf, und sobald sich zwischen den Steinen etwas Humus ablagert, entsteht ein Nährboden für Schnürgras, Schachtelhalm und Löwenzahn. Nur durch regelmässiges Jäten oder den Einsatz von Herbiziden, die der Umwelt schaden und überdies verboten sind, lässt sich das ursprüngliche Bild des Steingartens bewahren. Unverhofft generiert dieser mehr Arbeit als ein Beet mit Blütenstauden oder Bodendeckerrosen. Für Grün statt Stein spricht überdies der Fakt, dass Grünpflanzen sich positiv aufs Mikroklima auswirken, während sich grosse Steinflächen in der Sonne stark erwärmen und die Umgebung an heissen Sommertagen zusätzlich aufheizen.

Steinwüste

Wer sich nun noch immer einen Steingarten wünscht, dem sei empfohlen, sich bei der Gestaltung an einem traditionellen Alpengarten wie dem Alpinum Schatzalp oder an einem natürlichen Flussbett zu orientieren. Unterschiedlich grosse und bewusst gruppierte Steine, die von Vorteil aus der Region stammen, wirken gleich viel harmonischer als eine planlose Aufschüttung mit gebietsfremden, gleichförmigen Steinen. Will man allerdings das Bild des alpinen Gärtchens über die Jahre erhalten, ist einiges an lenkender Pflege nötig.

Für mich kommen die kubikmeterweise aufgeschütteten Steinmassen, wie man sie heute so oft sieht, einer Gartenkulturverarmung gleich. Ich bin mir aber sicher, dass irgendwann die Vernunft obsiegt und dass sich die Steinwüsten über kurz oder lang wieder in grüne, blühende und vielfältige Freiräume verwandeln. Denn Gärten sind schliesslich nicht in Stein gemeisselt… Vielmehr ist es die stete Veränderung und Weiterentwicklung, die ihren Reiz ausmacht.

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