Der Gartenkultur-Blog

Olivier Zuber engagiert sich seit vielen Jahren leidenschaftlich für die Gartenkultur. In seinem Blog greift er Themen rund um den Garten auf und will damit das Bewusstsein der Menschen für das wertvolle Kulturgut schärfen.

Edwin Budding`s Vermächtnis

6. März 2014

Der grüne Rasenteppich vor dem Haus hat vielerlei Funktionen: Er strukturiert die Gartenfläche, bildet einen ruhenden Pol fürs Auge oder kontrastiert bunte Blumenbeete. Er muss in seinem Leben einiges auf sich nehmen. Herumtollende Kinder und Hunde, das abendliche Badminton-Plauschturnier unter Nachbarn, das improvisierte Gartenfest, den Liegestuhl an einem warmen Sommertag. Sonne, Kälte, Regen oder Schnee stellen ihn im Jahreslauf auf die Probe. Der Rasen ist der Dauerbrenner schlechthin. Bereits seit über 300 Jahren liegt er ungebrochen im Trend und ist somit Gartenkultur pur. Einzelne Gräser wie das Wiesenrispengras, das noch heute Bestandteil der Rasenmischungen ist, können gemäss archäologischen Untersuchungen sogar bis 4000 vor Chr. nachgewiesen werden.

Die ersten Rasenflächen waren mit den englischen Landschaftsgärten im 18. Jahrhundert aufgekommen. In Hausnähe dienten sie den Bewohnern als sogenannte «Pleasure-Grounds» für Gruppenspiele. Die Grundlage zum Rasen, wie wir ihn heute kennen, legte ein gewisser Edwin Budding um 1830. Damals liess der Engländer den ersten Rasenmäher patentieren. Zweck des Geräts war das «Schneiden oder Scheren der vegetabilen Oberfläche von Rasen». Die Schafe, die zuvor bei den Herrenhäusern für kurze Grashalme sorgten und als Nebeneffekt Dünger zuführten, hatten sich fortan anderem Grünzeug zu widmen.

140306 Rasen

Der Stolz jedes Gartenbesitzers: ein sattgrüner Rasen.

Noch heute bezeichnet man den perfekt getrimmten und sattgrünen Gräserteppich als «Englischen Rasen». Er ist der Stolz jedes Gartenbesitzers und muss einerseits perfekt aussehen, vor allem aber nutzbar sein und sich nach der Grillparty oder dem Fussballspiel schnell wieder erholen. Das Geheimnis eines schönen Rasens? Das Rezept heisst regelmässig mähen, ab und zu düngen und in Hitzeperioden durchdringend wässern. Die Krönung ist das alljährliche Wellnessprogramm mit «vertikutieren» gegen aufkommenden Rasenfilz und «aerifizieren», um Luft in den Boden zu bringen.

Edwin Budding würde staunen, sähe er die Mähroboter in den Gärten, die wie von Zauberhand die Rasenflächen mähen, ohne dass man sie von Hand anzuschieben braucht…

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Das vergessene Aussenzimmer

27. Februar 2014

Das Haus ist gebaut, nun soll ein schöner Garten her. Immer wieder treffe ich bei Kundenbesuchen auf die folgende Situation: In der Mitte der Parzelle thront das neue Gebäude, rundherum bleibt ein Streifen «Höflichkeitsgrün» übrig. Dieser ist zumeist so schmal, dass aufgrund der einzuhaltenden Grenzabstände nicht einmal ein Baum Platz findet. Eine frühzeitige und umfassende Gartenplanung wurde hier verpasst, nun ist guter Rat gefragt.

Wer sein Eigenheim baut, plant dieses von langer Hand. Ist die Wohnfläche einmal definiert, folgt die Raumaufteilung. Wo sollen Stube, Büro, Küche, Schlaf- und Badezimmer sein? Allzu oft geht dabei ein Raum vergessen: Das Aussenzimmer. Auch der Garten ist Teil des Hauses, übernimmt er doch insbesondere im Sommer die Rolle eines Freiluftwohnzimmers. Mit der Platzierung des Gebäudes auf der Bauparzelle setzt man den Grundstein für die Qualität des späteren Gartens. Ist das Haus geschickt angeordnet, lässt sich auf der verbleibenden Freifläche eine vielseitig nutzbare Aussenwelt gestalten.

Die Vorausplanung ermöglicht es, Geländeverschiebungen im Rahmen der Bauarbeiten rationell auszuführen und Terrassierungen von Grund auf so anzulegen, dass sie mit dem Gebäude optimal korrespondieren. Sitzplätze lassen sich mit Gebäudeteilen kombinieren und entsprechend der Himmelsrichtungen optimal anordnen. Ebenso gelangen Elektrokabel für spätere Lichteffekte sowie Leitungen für die automatische Bewässerungsanlage zu diesem Zeitpunkt ohne nennenswerten Aufwand in den Boden. Erfolgt der Einbau nachträglich, entsteht hingegen eine finanzielle Mehrbelastung.

140227 Gartenplanung

Wer den Garten gleichzeitig mit dem Haus plant, kann nur gewinnen.

Hat man einmal das Grundkonzept des Gartens definiert, lässt sich dieses auch in Etappen umsetzen, um damit den finanziellen Aufwand auf mehrere Jahre zu verteilen. Leider haben viele Architekten und Planer noch nicht vollumfänglich realisiert, wie wertvoll ein Garten für seine zukünftigen Benutzer ist. Mit der zunehmenden Verdichtung der Siedlungsgebiete ist jeder Quadratzentimeter Freifläche ein kostbares Gut. Weise Vorausplanung verhindert unliebsame Überraschungen und spätere Zusatzkosten. Statt einer unbefriedigenden Alibiübung entsteht von Beginn an ein Lebensraum, der einem täglich Freude bereitet. Als angenehmer Nebeneffekt gilt: Ein gut gestalteter Garten wertet die Liegenschaft auf!

Die 12-Punkte-Checkliste für die Gartenplanung

  • Kenne ich mein Grundstück (Abmessung, Bodenbeschaffenheit, Exposition etc.)?
  • Welche Bedürfnisse soll mein Garten abdecken?
  • Welche Stimmungen und Materialien gefallen mir?
  • Wie sieht das räumliche Grund-Konzept aus?
  • Wie soll das Gelände modelliert werden?
  • Welche Zugänge und Wege sollen entstehen?
  • Wo möchte ich Pflanzflächen, wo Rasen oder Wiese, wo Hartbeläge?
  • Wo soll es welche Lichteffekte geben?
  • Welche Arbeiten möchte ich automatisieren (Rasenroboter, Bewässerungsanlage etc.)?
  • Habe ich die langfristige Entwicklung der geplanten Pflanzen miteinbezogen?
  • Wieviel Zeit kann und will ich in die Pflege investieren?
  • Welches Budget steht mir jetzt und in späteren Jahren für den Garten zur Verfügung?

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Neue Heimat für ein natürliches Kulturgut

24. Februar 2014

Ich bin ein Sammler. Als Gartengestalter bin ich immer auf der Suche nach Aussergewöhnlichem für den Aussenraum: Entdecke ich irgendwo einen alten, moosbewachsenen Natursteinbrunnen oder einen speziellen Findlingsstein, der mich anspricht und der verkäuflich ist, kann ich mich nur schwer zurückhalten. Selbst wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Verwendung für das Objekt habe. So geschehen bei den zwei riesigen Tuffsteinbrocken aus dem Prättigau, die ich vor einigen Jahren einem Bekannten abkaufte. Eine einmalige Gelegenheit, denn Tuffsteine sind etwas ganz Besonderes. Sie entstehen in einem langen Prozess durch die Ausscheidung und Ablagerung von Kalk in Karstgebieten. Viele historische Tuffstein-Gebäude im Bündnerland zeugen vom Vorkommen des Gesteins in der Region.

Lange wartete ich auf die richtige Gelegenheit, die naturgeformten Tuffstein-Juwele an einem würdigen Ort platzieren zu können. Schon fast hatte ich sie vergessen, als die Kliniken Valens uns mit der Gestaltung der Innenhöfe im Erweiterungsbau des Rehazentrums betrauten. Schnell reifte die Idee, die beiden Tuffsteine als Quelle zu inszenieren und damit einen der insgesamt drei Innenhöfe zu beleben. Aufsteigender Nebel, der aus einer eingebauten Spezialanlage strömt, sorgt nicht nur für Mystik, sondern bringt auch viel Feuchtigkeit, die auf den Tuffsteinen einen langsam wachsenden Moosgarten entstehen lässt. Wie ein Fenster zur Natur steht der Innenhof mit den Quellsteinen mitten im Therapieraum und vermittelt ein Bild der Kontemplation.

Der Blick in den grünen Innenhof bringt meditative Ruhe und lädt ein, in sich zu gehen oder sich in Gedanken auf einen Spaziergang aufzumachen. An einen Ort mitten im Wald, wo das Wasser langsam über eine moosbedeckte Tuffsteinböschung rinnt…

140220 Innenhof

Fenster zur Natur: Der Wasser-Lichthof mit Quell-Tuffsteinen und Nebelanlage.

Ich bin froh und dankbar, eine neue Heimat für diese besonderen Tuffsteine gefunden zu haben, handelt es sich doch um ein einmaliges, natürliches Kulturgut  – über Jahrhunderte in den Bündner Bergen gewachsen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Garten-Ouvertüre

12. Februar 2014

Wie die Ouvertüre einer Oper oder die Einleitung eines Buches stimmt auch der Vorgarten darauf ein, was hinterher kommen wird. Wie es sein Name suggeriert, liegt er im Eingangsbereich des Hauses und damit «vor» dem eigentlichen Garten. Es ist ein spezieller Ort, der sich losgelöst vom Rest des Grundstücks mit individueller Note gestalten lässt. Er leitet über vom öffentlichen in den privaten Bereich und heisst ankommende Gäste willkommen. Vorgärten begrüssen uns herzlich, wenn wir abends heimkommen und begleiten uns morgens, wenn wir das Haus verlassen, in den neuen Tag. Sie sind etwas Spezielles und verdienen eine Gestaltung mit viel Liebe zum Detail. Schliesslich sind sie so etwas wie der erste Eindruck, den ein Besucher von unserem Zuhause bekommt. Oft sind es kleinräumige Flächen direkt vor der Haustüre, aus denen man gestalterisch sehr viel herausholen kann. Einige Treppenstufen, eine Naturstein-Sitzmauer, vielleicht sogar ein kleiner Sitzplatz mit einer Pflästerung, eine bunte Blumenrabatte – schon ist ein einladender Vorgarten entstanden.

Für optische Akzente sorgt ein gepflanzter «Hausbaum». Hausbegleitende Bäume haben bei uns eine lange Tradition. Noch heute wachsen in der Nähe alter Bauernhäuser Ebereschen oder Linden, von denen man früher glaubte, sie würden vor bösen Geistern oder einschlagenden Blitzen bewahren. Auch der Bergahorn, in den höheren Lagen Graubündens oft gesehen, galt als schützender Baum. Natürlich finden solche Grossbäume in den heutigen Vorgärten kaum mehr Platz.

SONY DSC
Der Hausbaum als treuer Begleiter, welcher uns jeden Tag aufs Neue herzlich willkommen heisst.

Es gibt aber eine Reihe kleinkronige Bäume, die sich bestens für den Eingangsbereich eignen. Mit einer Sitzbank darunter entsteht ein gemütliches Plätzchen, von dem aus man das Geschehen beobachten und ab und zu einen Schwatz halten kann.

Einen guten Grund, einen Hausbaum zu pflanzen, gibt es immer, sei es als symbolischer Akt anlässlich der Hochzeit, zur Geburt des Kindes oder zum vollendeten Bau des Hauses. Ist der Hausbaum mit einer besonderen Geschichte aus unserem Leben verknüpft, wächst er einem über die Jahre ganz besonders ans Herz.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Futterstelle: Notwendigkeit oder Eigennutz?

23. Januar 2014

Gartenfreunde sind auch Tierfreunde, und so versteht es sich von selbst, dass wir in der Winterzeit, wenn klirrende Kälte einzieht, den Vögeln Gutes tun wollen. In den Bäumen hängen zurzeit Futterstellen in allen Variationen, vom Miniholzhaus im Chaletstil bis hin zum Designerstück in Glas oder Keramik. Es macht Spass, den körnerpickenden Meisen und Finken aus der warmen Stube zuzuschauen und mit etwas Glück zwischendurch einen seltenen Gast wie Gimpel oder Kirschkernbeisser willkommen zu heissen. Sind wir ehrlich – die Vögel brauchen unser Futter ja eigentlich nicht. Wie alle Wildtiere sind sie gut angepasst an unser Klima. Bestimmt gestaltet der kulinarische Zustupf ihr Leben aber angenehmer, insbesondere dann, wenn eine geschlossene Schneedecke liegt oder Dauerfrost einkehrt. Zugegeben, es ist auch Eigennutz im Spiel, locken wir doch die Vögel nicht zuletzt darum an, weil wir sie in Ruhe beobachten wollen. Während der Garten ruht, ist das Futterhaus nicht nur attraktives Dekorelement, sondern zugleich spannender Schauplatz. Beim Gerangel um Sonnenblumenkerne und Hanfsamen entbrennt nicht selten ein Disput unter den Vögeln, und manchmal ist eine deutliche Hackordnung zwischen den einzelnen Arten zu erkennen. Die Ausnahmekälte, die Anfang Januar in Teilen der USA herrschte, machte aber deutlich, dass es klimatische Ereignisse gibt, welche für die Vögel lebensbedrohlich sein können. Die amerikanische Vogelschutz-Organisation «American Bird Conservancy» rief denn auch öffentlich dazu auf, die Vögel während der Kälteperiode zu füttern und ihnen vor allem auch regelmässig warmes Wasser hinzustellen.

Bild Peter Becker_pixelio.de
Die Futterstelle vor Katzen schützen… (Bild Peter Becker/pixelio.de)

Wer den Vögeln ganzjährig einen Gefallen tun will, plant seinen Garten «vogelfreundlich». Einheimische Sträucher wie Weissdorn oder Schlehe liefern mit ihren Beeren Nahrung sowie Unterschlupf, während in Bäumen platzierte Nisthilfen begehrte Brutplätze sind. Wer die Samenstände von Wildstauden wie Karde oder Engelwurz im Herbst stehenlässt, tut nicht nur etwas für sein Auge, sondern verlängert zugleich das Futterangebot der «gefiederten Freunde» bis weit in den Winter hinein. Während der Brutzeit danken einem die Vögel die Winterfütterung, indem sie Hunderte unliebsamer Schädlinge wie Larven, Läuse oder Raupen vertilgen und zu einem gesunden Gleichgewicht im Garten beitragen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Die letzte Bastion der Privatsphäre

16. Januar 2014

«Verdichtetes Bauen» ist das Schlagwort, wenn es darum geht, den Landverschleiss einzudämmen und dem Bevölkerungswachstum zu begegnen. Die Häuser stehen nicht nur näher, sondern sind auch zunehmend höher, während die Aussenräume immer kleiner werden. Die Einsicht durch die Nachbarn nimmt zu. Schnell einmal fühlt man sich beim Grillfest mit den Freunden, beim Rasenmähen oder im Pool beobachtet. So offen man sich in den Sozialen Netzwerken des Internets gibt, so hoch schätzt man zugleich die vier Wände und den eigenen Garten als letzte Bastion der Privatsphäre. Kein Wunder, dass der Sichtschutz zu den Top-Themen zählt, wenn es um die Planung von Privatgärten geht.

SAMSUNG
Vieldiskutiertes Thema in der Gartenplanung: Der Sichtschutz.

Die gestalterischen Möglichkeiten sind vielseitig. Wer sich inspirieren lassen möchte, kann dies am besten bei einem Spaziergang in einer mittelständischen Neubausiedlung tun. Kein Baumarkt führt ein grösseres Sortiment an teils wahllos kombinierten Materialien: Milchglasscheiben, Metall- und Steinplatten, Flechtwerk, Betonmauern, Hecken oder Steingabionen schützen die eigenen heiligen Hallen vor störenden Blicken. Für mich ist der Sichtschutz ein Teil der Gesamtplanung und als solcher in den Planungsprozess einzubeziehen. Statt entlang der Grenze einen dichten Rahmen um das ganze Grundstück zu ziehen und sich total von der Umgebung abzuschotten, kann es sich zum Beispiel empfehlen, innerhalb des Gartens einzelne Räume zu bilden und diese dann so zu gestalten, dass sie vor Einsicht geschützt sind. Bei mehrstöckigen Gebäuden ist übrigens auch der Einblick von oben zu berücksichtigen. Davor schützt eine mit Rosen berankte Pergola, ein Sonnensegel oder eine schirmförmig gezogene Platane. Auch in dicht bebauter Umgebung geht es darum, gewisse Ein-, aber auch Ausblicke bewusst zuzulassen und einzuplanen, um Spannung zu erzeugen. Eines ist klar: Mit zunehmender räumlicher Verdichtung steigt parallel dazu auch der Stellenwert eines Gartens als unverzichtbarer Rückzugsort und Quelle der Erholung.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

 

«Blumengärten für intelligente Faule»

9. Januar 2014

Oft fehlt die Zeit, den Grünraum rund ums Haus zu pflegen. Was eigentlich Genuss und Freude sein soll, ist plötzlich eine Last. Nicht selten steht bei der Neugestaltung eines Gartens das Wort «pflegeleicht» als wichtigstes Kriterium im Vordergrund. Dies, noch bevor man sich Gedanken darüber gemacht hat, wie der Garten aussehen soll und wie man ihn nutzen will. Oft resultieren daraus gleichförmige Rasenflächen. Dabei geht vergessen, dass ein Rasen im Jahreslauf mehr Arbeit verursacht als eine Mischpflanzung aus mehrjährigen Blütenstauden und Gräsern. Ein pflegeleichter Garten muss mitnichten eintönig und langweilig sein. Im Gegenteil: Geschickt geplant, entsteht eine bunte Vielfalt, deren Unterhalt überschaubar ist. Nehmen wir die Rabatte vor unserem Büroeingang. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass mit minimaler Pflege ein blühendes und lebendiges Gesamtbild entstehen kann. Im vergangenen Frühling haben wir die Fläche einmal gründlich gejätet, im Herbst verdorrte Stängel und Blütenstände zurückgeschnitten – das war`s auch schon. Tulpen, Zierlauch, Taglilien, Silberstrauch, Steppenkerze, Fenchel und Ziergräser sorgten die ganze Saison über für ein Blütenspektakel in immer wechselnden Farben. Voraussetzung für die minimale Pflege ist eine gute Bodenaufbereitung mit unkrautfreiem Kompost und Hornspänen sowie die Wahl robuster Pflanzenarten, von Vorteil aus Grosstöpfen. Der wildromantische Charakter der Rabatte erlaubt es, ein Unkraut auch Mal Unkraut sein zu lassen.

Rabatte_Büroeingang
Das Blumenbeet vor dem Büroeingang: Pflegeleicht und alles andere als eintönig.

Unterstützung bietet auch die moderne Technik. Eine automatische Bewässerung etwa sorgt dafür, dass das Spritzkanneschleppen ein Ende hat…Wenig pflegeintensiv sind überdies nebst den mehrjährigen Blütenstauden auch langsamwachsende Gehölze wie Japanischer Ahorn oder Zaubernuss. Eine Natursteinmauer statt eine aufwendig zu pflegende Steilböschung, ein Metallband als trennendes Element zwischen Beet und Rasen oder bequeme Hochbeete für Gemüse, Kräuter und Blumen sind weitere Gestaltungsmittel, welche den Unterhalt deutlich vereinfachen. Auch ein schöner Baum mit einer aufgehängten Schaukel braucht kaum Unterhalt und wird schnell zum Lieblingsplatz erkoren. Ist einem der Garten erst einmal ans Herz gewachsen, fällt auch automatisch die Pflege leichter und wird nicht selten als meditativ und erdend wahrgenommen.

Dass wir uns pflegeleichte Gärten wünschen, ist übrigens nichts Neues. Der berühmte Staudengärtner und Pflanzenzüchter Karl Foerster aus Potsdam (1874 -1970) veröffentlichte bereits 1925 einen Artikel mit dem Titel «Blumengärten für intelligente Faule», worin er schrieb: «Das Kunstwerk eines Gartens scheint mir erst dann vollkommen, wenn seine Pflegearbeiten […] ganz bestimmte Grenzen einhalten»…

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Urbane Steinwüsten

2. Januar 2014

Ein Sitzplatz unter einem schattenspendenden Baum, eine glitzernde Wasserfläche, bunte Blumenbeete: Der Garten ist für viele eine unverzichtbare grüne Oase, die Erholung, Genuss und Inspiration verheisst. Nicht für alle, so scheint es, denn mehr und mehr Gärten werden statt grüner immer steiniger und karger. In vielen Vorgärten türmen sich die Steine geröllhaldenartig auf, dazwischen kämpft alle paar Meter ein kleinwüchsiges Nadelgehölz ums Überleben. Längst sind die Steingärten zum weitverbreiteten Modetrend geworden. Ist es die Sehnsucht nach alpiner Romantik? Oder steckt dahinter vielmehr der Wunsch, den Pflegeaufwand im Garten zu minimieren? «Wo Steine sind, gibt es nichts zu Jäten», so die landläufige Meinung. In den ersten Jahren mag dies stimmen. Doch die Natur nimmt ihren Lauf, und sobald sich zwischen den Steinen etwas Humus ablagert, entsteht ein Nährboden für Schnürgras, Schachtelhalm und Löwenzahn. Nur durch regelmässiges Jäten oder den Einsatz von Herbiziden, die der Umwelt schaden und überdies verboten sind, lässt sich das ursprüngliche Bild des Steingartens bewahren. Unverhofft generiert dieser mehr Arbeit als ein Beet mit Blütenstauden oder Bodendeckerrosen. Für Grün statt Stein spricht überdies der Fakt, dass Grünpflanzen sich positiv aufs Mikroklima auswirken, während sich grosse Steinflächen in der Sonne stark erwärmen und die Umgebung an heissen Sommertagen zusätzlich aufheizen.

Steinwüste

Wer sich nun noch immer einen Steingarten wünscht, dem sei empfohlen, sich bei der Gestaltung an einem traditionellen Alpengarten wie dem Alpinum Schatzalp oder an einem natürlichen Flussbett zu orientieren. Unterschiedlich grosse und bewusst gruppierte Steine, die von Vorteil aus der Region stammen, wirken gleich viel harmonischer als eine planlose Aufschüttung mit gebietsfremden, gleichförmigen Steinen. Will man allerdings das Bild des alpinen Gärtchens über die Jahre erhalten, ist einiges an lenkender Pflege nötig.

Für mich kommen die kubikmeterweise aufgeschütteten Steinmassen, wie man sie heute so oft sieht, einer Gartenkulturverarmung gleich. Ich bin mir aber sicher, dass irgendwann die Vernunft obsiegt und dass sich die Steinwüsten über kurz oder lang wieder in grüne, blühende und vielfältige Freiräume verwandeln. Denn Gärten sind schliesslich nicht in Stein gemeisselt… Vielmehr ist es die stete Veränderung und Weiterentwicklung, die ihren Reiz ausmacht.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.