Eine geschickte Gestaltung macht einiges an Höhenmetern wett

1. Mai 2014

Im Frühling sind die regionalen Unterschiede in der Entwicklung der Vegetation besonders augenfällig. In den Bergen ist kaum der letzte Schnee geschmolzen, während die Kirschblüte im Unterland längst Geschichte ist. Gerade im Bergkanton Graubünden ist die Höhe über Meer vielerorts der limitierende Faktor bei der Pflanzenwahl. Viele Arten sind aufgrund ihrer Herkunft unseren kalten Wintern nicht gewachsen. Trotzdem finde ich, dass um das Gärtnern in Höhenlagen oftmals zuviel Aufhebens gemacht wird. Das Pflanzensortiment mag zwar eingeschränkt sein, doch in tiefergelegenen, dafür besonders schattigen oder lehmigen Gärten ist auch nicht alles möglich.

SONY DSC

Ein Klassiker unter den Pflanzen, die sich in der Höhe wohlfühlen: Das Edelweiss.

Eine geschickte Gestaltung macht einiges an Höhenmetern wett. So lässt sich beispielsweise durch Trockenmauern, welche vor Wind schützen und die aufgenommene Sonnenwärme gleichmässig abstrahlen, ein ausgeglichenes Mikroklima schaffen. Im Gemüse- und Obstgarten holt man mit der Wahl früher Sorten einiges heraus. Bei den Blütenstauden ist das Spektrum, welches auch in Höhenlagen gut winterhart ist, meiner Meinung nach viel grösser als allgemein gedacht. Bei der Pflanzplanung können sich Beobachtungen in der Natur als sehr hilfreich erweisen. Pfingstrosen beispielsweise klettern in ihrer Heimat locker bis auf 2000 m.ü.M hoch. Oft mag es den Gärtnern an Mut mangeln, Neues auszuprobieren. Sie setzen lieber auf Altbewährtes, als sich zu fest aus dem Fenster zu lehnen. Dabei ist es auch in der Gartenkultur die Innovation, welche uns weiterbringt und zu neuen Erkenntnissen führt.

Auch wenn es unbestritten ist, dass die Saison in den Bergen kürzer ist als in tieferen Lagen: Es gibt eine ganze Reihe Tricks, sie in die Verlängerung zu bringen, zumindest gefühlt. So sorgen Zwiebelpflanzen schon früh im Jahr für blühende Momente, und eine verglaste Pergola lässt einen den Garten auch in den kühleren Übergangszeiten und an frischen Sommerabenden geniessen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Stadtsalat und Balkontomaten

28. April 2014

Das Gärtnern in der Stadt ist so alt wie die Städte selbst. Heute heisst es «Urban Gardening» und ist ein eigentlicher Trend mit wachsender Anhängerschaft. Ob in Hinterhöfen, als Übergangslösung auf unbebautem Brachland oder auf dem Fensterbrett: Hip ist, wer seinen Sommersalat selber sät und erntet. Die grüne Bewegung hat ihre Ursprünge im Guerilla-Gardening, das in den 1970ern von den USA nach Europa gelangte. Was als blumige Rebellion gegen die wachsenden Betonwüsten seinen Anfang nahm, ist heute eher als ein «Zurück zu den Wurzeln» zu beschreiben. Der Bezug zur Natur droht den Stadtmenschen mehr und mehr abhanden zu kommen. Mit dem eigenen Gemüse vor der Haustüre lässt sich Gegensteuer geben, indem man sich ein kleines Stück Natur in verschiedene Töpfe und Gefässe transferiert. Der Wunsch nach mehr essbarem Grün stösst mittlerweile auch bei den Stadtverwaltungen auf offene Ohren. Sie stellen nicht selten geeignete Areale für den Gemüseanbau zur Verfügung. In ausgedienten und mit Erde gefüllten Palettrahmen sowie Plastikkübeln säen kreative Grossstadtgärtner ihre Kohlköpfe, hegen Tomaten und Peperoni. Findige Pflanzenproduzenten bieten gar eigens gezüchtete Mini-Gurken oder zierliche Zucchini-Setzlinge im Balkonformat an.

140424 Balkontomaten

Tomaten aus Eigenproduktion schmecken einfach besser…

Zwar ist das urbane Gärtnern in Chur und Umgebung (noch?) kein grosses Thema. Hier liegt die Natur ja auch näher als sie dies in anderen Städten tut. Grüne Interventionen im öffentlichen Raum scheinen in der Bevölkerung kein Bedürfnis zu sein. Trotzdem: Eine Tendenz zu einem Revival des Gemüsegärtnerns ist auch hier spürbar. So stellen wir gerade eine nie dagewesene Nachfrage an Hochbeeten fest, und aktuell gestalten wir einen fast 400 Quadratmeter grossen Gemüse-, Obst- , Beeren- und Kräutergarten. Ich empfinde es als Luxus, im Garten (oder auf dem Balkon), sei er nun urban oder ländlich gelegen, nach Lust und Laune eigene Vitamine anzubauen – egal wie dieser Trend gerade heissen mag. Frischer geht`s nicht! Das wussten die Bewohner mittelalterlicher Städte ebenso zu schätzen wie wir es heute und in Zukunft tun.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Von Zünslern und Asiatischen Bockkäfern

17. April 2014

Nicht alles, was neu ist, ist bekanntlich auch gut. Dazu zählt eine ganze Reihe aus fernen Ländern eingeschleppter Schädlinge, die in Gärten und in der Natur ihr Unwesen treiben. Als blinde Passagiere haben sie sich unbemerkt den weltweiten Handelsströmen angeschlossen und sind um die halbe Welt bis zu uns gereist. Zu den altbekannten Schädlingen wie Blattlaus und Werre gesellen sich seit einigen Jahren Neulinge wie der Buchsbaumzünsler, dessen gefrässige Raupe es auf die Buchsbäume abgesehen hat. Von Basel ausgehend wurde der Zünsler vergangenen Sommer erstmals auch in der Region Graubünden so richtig aktiv. Auch in unserem Bürogarten und in der Baumschule entdeckte ich die Raupen, gegen die es glücklicherweise ein nützlingsschonendes Präparat gibt. Voraussetzung bei der Anwendung ist, dass man den Zyklus der Raupen kennt, da genau im richtigen Moment mehrere abgestimmte Spritzungen nötig sind. Auf diese Weise lässt sich der ursprünglich aus Ostasien stammende Schädling in Schach halten. Gerade in Gärten, in denen der Buchs eine tragende gestalterische Rolle spielt, gilt es, die Entwicklung genaustens im Auge zu behalten. Betroffen sind insbesondere historische Anlagen mit geschnittenen Buchskugeln oder Einfassungshecken. Der Buchs prägt mit seiner langen Geschichte die Gartenkultur massgeblich und ist in diesem Sinne unersetzlich. Meine Devise im Umgang mit dem Zünsler heisst «aufklären statt dramatisieren». Ich persönlich pflanze den Buchs für gewisse Gestaltungsabsichten auch weiterhin. Ich bin guten Mutes, dass sich die Natur diesbezüglich bald von selbst reguliert (was in Basel ja schon der Fall sein soll).

Weitaus grösseres Kopfzerbrechen bereitet den Fachleuten das Auftreten des Asiatischen Laubholzbockkäfers, kurz ALB. Im grössten Fall in Winterthur wurden 150 lebende Käfer gefangen, die Stadt liess 130 Bäume fällen. Solche Eingriffe verändern das Landschaftsbild drastisch. Der ALB gilt weltweit als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge und steht auf der Fahndungsliste der Pflanzenschutzdienste ganz oben. Seine Larven bringen durch ihre Frasstätigkeiten die befallenen Bäume zum Absterben. Man vermutet, sie seien via Verpackungsholz von Steinprodukten in die Schweiz gelangt. Zum Aufspüren der Larven kommen auch aussergewöhnliche Methoden zum Einsatz. Speziell ausgebildete Hunde haben die Fähigkeit, mit ihren feinen Nasen die Larven aufzuspüren. Einer von ihnen ist «Pino», Mitarbeiter des Bundesamtes für Umwelt.

 

Gute Nase: Pino auf der Fährte des Asiatischen Laubholzbockkäfers.

Die Problematik der eingewanderten Schädlinge macht deutlich, dass die Gartenfreunde an vorderster Front sind, wenn es darum geht, im Aussenraum mit offenen Augen unterwegs zu sein und einen Befall frühzeitig zu entdecken. Es bleibt zu hoffen, dass die strikten Kontrollen bezüglich Asiatischem Laubholzbockkäfer ihre Wirkung zeigen und dass der gefürchtete Käfer nicht auf Ausbreitungskurs ist.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Lernende für Regionalmeisterschaft nominiert

15. April 2014

Unsere zwei Lernenden im 3. Lehrjahr wurden als einzige Bündner Kandidaten für die Berufs-Regionalmeisterschaften in Amriswil nominiert. Am Samstag, 12. April 2014 konnten Sie Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und absolvierten die Arbeiten mit einem guten 4. Rang. Herzliche Gratulation!

Unkraut vergeht doch

10. April 2014

Eine Freundin von mir gerät regelrecht in Rage, wenn sie sich über den Giersch in ihrem Stadtgarten auslässt. Eine Zumutung sei das Kraut! Einmal eingeschleppt, sei seinem Ausbreitungsdrang mit natürlichen Methoden schlicht nicht beizukommen. Stundenlang ist sie ihm an die Wurzeln gegangen, hat diese Stück für Stück ausgegraben, alles vergebens. Der Giersch hat die Angriffe von Spaten und Hacke überlebt und mit noch aggressiverem Wachstum beantwortet.

Mein Rezept gegen das Wurzelunkraut? Ganz einfach: Aufhören, sich dagegen zu wehren, den Giersch stattdessen akzeptieren und seine positiven Seiten nutzen. Ja, ihr lest richtig, das ist ein Aufruf zu mehr Toleranz im Garten, denn wir können eine Pflanze ja nicht gleich ausrotten, nur weil sie nicht in unser sorgfältig zurechtgelegtes Gartenbild passt.

596890_web_R_K_B_by_Angelika Koch-Schmid_pixelio.de 601620_web_R_by_Eva Lilje_pixelio.de

«Dem Fröhlichen ist jedes Unkraut eine Blume, dem Betrübten jede Blume ein Unkraut» (Sprichwort aus Finnland). Im Bild der Giersch, Alptraum vieler Gärtner (Fotos: Angelika Koch-Schmid/Eva Lilje, pixelio.de).

Zu den positiven Seiten des Giersch gehören nebst den dekorativen Doldenblüten ganz klar seine frischgrünen Blätter, die vor Vitaminen und wertvollen Inhaltsstoffen nur so strotzen. Sie passen in den Frühlingssalat, aber auch in einen trendiggrünen Smoothie. Und plötzlich avanciert der verhasste Giersch im Zuge der veganen Bewegung zu einer hippen Gartenpflanze. Unkraut vergeht also doch, und sei es nur, weil man seine Haltung ändert und die eine oder andere Pflanze trotz ihres starken Ausbreitungsdrangs irgendwie ins Herz schliesst.

Auch Unkräuter sind ein Stück Gartenkultur. Sie sind ein Spiegel der jeweiligen Gartenbewirtschaftung, des Klimas und der Bodenbeschaffenheit und erzählen spannende Geschichten. Vom Giersch gibt es übrigens eine schöne Zierform, die Sorte `Variegatum` mit weiss panaschierten Blättern, die sich nur wenig ausbreitet und ideal ist als Unterpflanzung bei Bäumen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Alpine Avantgarde

8. April 2014

Sinniges und Unsinniges

2. April 2014

Die erste Arbeitsschicht beginnt in manchen Gärten schon im Morgengrauen. Während im Haus alle noch im Tiefschlaf sind, setzt sich draussen wie von Zauberhand angestellt der Rasensprenger automatisch in Bewegung und versorgt den grünen Teppich vor dem Wohnzimmer wohldosiert mit Wasser. Einige Stunden später übernimmt der Mähroboter und tut sich auf dem sonnengetrockneten Rasen an den Grashalmen gütlich. In einer Endlosschlaufe navigiert er im computergesteuerten Zufallsprinzip hin und her. In manchen Gärten gehört er fast schon zur Familie und hört auf den eigenen Namen, etwa «Shaun» (vom Film «Shaun das Schaf» entlehnt) oder «James» (der klassische Butler-Name).

In grossen Schritten hat die Automatisierung in den letzten Jahrzehnten den Garten erobert. Eine logische Folge, die dem allgemein gestiegenen Convenience-Bedürfnis entspricht. Der Garten soll primär Genuss und nicht Arbeit verheissen. Die Vorteile der elektronischen Aufrüstung liegen auf der Hand. Die Automatisierung bringt für den Gartenfreund eine immense Zeitersparnis und bewahrt ihn vor monotonen Arbeiten wie dem Rasenmähen oder dem Giessen. Durch die Regelmässigkeit des Mähens fördert der Roboter als angenehmer Nebeneffekt die Bildung einer dichten Grasnarbe. Und mit einer computergesteuerten, ausgeklügelten Bewässerung lässt sich sogar Wasser sparen, wenn diese gezielt und bedarfsorientiert zum Einsatz kommt.

«Man kann alles übertreiben» war mein erster Gedanke, als ich neulich im Internet einen Bericht über die «interaktive Pflanzenpflege» las. Eine Schweizer Firma hat einen Sensor für den Blumentopf entwickelt, der bei austrocknenden Wurzeln automatische eine SMS ans Smartphone versendet mit der Aufforderung, doch Mal wieder den Ficus in der Stube zu giessen. Na ja, für Leute mit einem verkümmerten Grünem Daumen, die trotzdem nicht auf lebendes Grün verzichten wollen, bestimmt eine gute Sache…

 

Wi-Fi_Plant_Sensor_Soil

Für alle, die keinen Grünen Daumen haben: Dieser Sensor gibt per SMS Bescheid, wenn die Pflanze Durst hat. (Foto www.koubachi.com)

 

Ob der modernen Annehmlichkeiten darf aber eines nicht vergessen gehen, nämlich das Sinnstiftende, das mit der Gartenarbeit einhergeht. Wie erholsam und befriedigend ist es doch für Geist und Körper, draussen aktiv zu sein? Ein Garten ist ein Stück Natur, er wächst und lebt. Moderne Technik darf und sollte durchaus zum Einsatz kommen, aber nur dort, wo sie auch wirklich Sinn macht. Dabei darf der Bezug zum Boden und zu den Ursprüngen des Gärtnerns nicht in Vergessenheit geraten. Denn was gibt es Schöneres, als mit blossen Händen in der Erde zu wühlen?

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Stopp der Einwanderung – auch bei invasiven Neophyten?

31. März 2014

Still und leise sind sie in den vergangenen Jahrzehnten über die grüne Grenze eingewandert oder haben sich unbemerkt aus den Gartenbeeten gestohlen und in der freien Natur Fuss gefasst. Die Rede ist von den sogenannten „Neophyten“, eine Bezeichnung für Pflanzen, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren. Das Wort „Neophyt“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „neue“ Pflanze. Als „neu“ gilt dabei alles, was nach der Entdeckung Amerikas 1492 zu uns gelangte. Ab diesem Zeitpunkt nahmen der Welthandel und somit auch der Austausch von Pflanzen laufend zu. Die Wahl dieser Zeitschwelle lässt sich allerdings hinterfragen, wuchsen doch bereits im Mittelalter in den Klostergärten eine ganze Reihe gebietsfremder Pflanzen wie die Kornelkirsche (Cornus mas), die heute als einheimisch gilt.  Meiner Meinung nach wird in den Gärten der Frage nach einheimischen oder nicht einheimischen Arten oftmals eine zu hohe Bedeutung beigemessen. Klar geht es darum, mit einer Pflanzung auch ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Dennoch: Unsere reiche Gartenkultur würde ohne eingeführte Pflanzen in der heutigen Form gar nicht existieren. Wollten wir nur noch Einheimisches pflanzen, müssten wir auf sehr viele Pflanzenschätze verzichten.

Zugegeben: Während einige der „Neulinge“ sich problemlos in den Gärten zu integrieren vermochten und längst Teil unserer Gartentradition geworden sind, verursachen andere Probleme, indem sie auswildern und mit ihrem starken Ausbreitungsdrang die einheimische Flora verdrängen. Diese Arten gelten als „invasive“ Neophyten. Ein Begriff, der einen glauben macht, im Pflanzenreich herrsche ein regelrechter Krieg. Längst hat sich auch der Bund der Thematik angenommen und bläst mit einer „Freisetzungsverordnung“ zur Verteidigung an der grünen Grenze auf.

632199_web_R_K_B_by_Silke Bogorinski_pixelio.de

Die Kanadische Goldrute, der Klassiker unter den Neophyten (Bild Silke Bogorinski, pixelio.de)

Zu den geächteten Pflanzen zählen etwa die Kanadische Goldrute oder der Japanische Knöterich, aber auch Gehölze wie Sommerflieder und Kirschlorbeer. Als Gartenfreund tut man gut daran, diese Arten zu kennen und aus seinem Aussenraum zu verbannen (www.neophyten-schweiz.ch). Alternativen zu den aufgelisteten Problemkräutern gibt es zur Genüge. Mit etwas Kreativität gelingt es, attraktive  Ersatzpflanzen zu finden.  Der allseits bekannte und oft gesehene Kirschlorbeer etwa lässt sich ideal mit einer verwandten Art, dem Portugiesischen Kirschlorbeer austauschen. Die Neophyten-Thematik hat also insofern etwas Gutes, lässt sie uns doch gewisse Pflanzenverwendungen hinterfragen und neue Wege gehen.

Die Sortimente der Baumschulen entwickeln sich diesbezüglich laufend weiter, und so können etwa Liebhaber des Sommerflieders aufatmen: Aktuell sind neue Sorten im Handel, die sich bedenkenlos setzen lassen, da sie brav an Ort bleiben und sich nicht unkontrolliert ausbreiten. So bleibt gespannt abzuwarten, ob wir die Einwanderung neuer Pflanzen in den Griff kriegen und dabei eine gesunde Balance finden… Augenmass ist nötig, damit nicht harmlose und wertvolle Gartenpflanzen zu Unrecht verteufelt werden. Immerhin ist es nur eine von 1000 gebietsfremden Arten, die Probleme verursacht.

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Die Rose als Symbol der Gartenkultur

20. März 2014

Der März bietet Gelegenheit für die letzten Schnittarbeiten an den Rosen. Bald werden aus den reifenden Knospen Blätter, Triebe und ab Juni wunderschöne, im Idealfall betörend duftende Blüten entstanden sein. Die Rose hat es mit ihrer Vielfalt, den Farben und den differenzierten Duftnoten geschafft, sich als Blume einen Bekanntheitsgrad zu verschaffen, der Seinesgleichen sucht. Selbst der grösste Pflanzenmuffel kennt sie, und dies nicht zuletzt aufgrund ihrer Symbolik als edle Blume der Liebe. Sie kann als historisch bezeichnet werden, denn sie begleitet die Menschen seit vielen Jahrhunderten und wuchs schon vor den Häusern der Römer, die sie der Göttin Venus weihten. Sie nutzten nicht nur die wohlriechenden Blätter als Dekoration ihrer üppigen Tafeln, sondern schätzten die Rose überdies als Heilpflanze, die bei Dutzenden verschiedener Erkrankungen von Entzündungen bis hin zu Zahnschmerzen zur Anwendung kam. Jahrhunderte später setzte die bewusste Züchtungsarbeit ein, und aus den verschiedenen Wildrosen aus aller Welt entstanden neue Kreuzungen und eine unglaubliche Sortenvielfalt.

SONY DSC

«Jemand, der den Duft einer Rose nicht riecht, wird doch nicht darüber kritisieren dürfen; und riecht er ihn, à la bonne heure! Dann wird ihm die Lust vergehen zu kritisieren.» Friedrich Nietzsche

Für viele Pflanzenfreunde ist ein Garten ohne Rosen kein Garten. Sie sammeln die edle Blume in allen Variationen, statten den Rosarien Europas Besuche ab und bringen von ihren Entdeckungsreisen immer neue Lieblinge nach Hause, seien es Beet-, Edel-, Strauch- oder Kletterrosen. Sie zeugen von langer Tradition und sind pflanzliche Gartenkulturgüter, die in unseren Beeten einen prominenten Platz verdient haben. Der gestalterische Umgang mit den Rosen ist immer auch ein Spiegel des aktuellen Zeitgeistes. Waren einst streng geometrische Pflanzflächen mit Edelrosen angesagt, sind es heute vielmehr verspielte Mischpflanzungen, bei denen ausgesuchte Blütenstauden die Rosen romantisch umspielen.

Echte Rosenliebhaber scheuen keine Mühe, ihre Schützlinge zu pflegen. So traf ich anlässlich eines Gartenbesuchs in der Nähe von Bern auf einen pensionierten Gärtnermeister, der das Blätterkleid seiner Rosen regelmässig mit Steinmehl bestäubt, um Pilzkrankheiten vorzubeugen. Dazu bedient er sich einer ausgeklügelten Methode: Nach langer Suche fand er via Internet in Japan ein kleines, handbetriebenes Dosiergerät, welches durch Drehen einer Kurbel das eingefüllte Steinmehl fein verstäubt. Täglich widmet er seinem Rosengarten, der notabene Hunderte verschiedener Exemplare enthält, mehrere Stunden und erfindet immer neue Pflegekniffs und -tricks. Solche Leute tragen dazu bei, dass das Rosenerbe bewahrt und die edle Blume auch in Zukunft unverzichtbarer Bestandteil unserer Gärten sein wird.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Den Garten neu erfinden

13. März 2014

Der Frühling setzt Energien frei für Veränderungen. Zeit, Unliebsames auszumisten und Neues ins Leben zu lassen. Auf die Gartenbeete übertragen heisst dies, auftretende Lücken mit neuen Stauden zu füllen oder hier und da eine neuentdeckte Rarität zu integrieren. Wie die Modewelt unterliegt auch der Garten wechselnden Trends. Immer neue Pflanzenzüchtungen gelangen auf den Markt, von denen es heisst, sie seien standfester, blühwilliger oder noch exklusiver in der Farbe als ihre Verwandten. Stetig experimentiert der Gartenliebhaber aufs Neue und ersetzt immer wieder einzelne Blütenstauden, weil sie seinen Erwartungen nicht zu entsprechen vermochten.

Auch meine Frau Maja ist laufend daran, im Garten neuen Arten und Sorten eine Chance zu geben und verheissungsvolle Pflanzen-Kombinationen zu testen. Ist eine Neupflanzung abgeschlossen, konstatiert sie stolz: «Jetzt ist diese Ecke perfekt»! Doch bereits Monate später entdeckt sie hier und dort auch schon wieder Potential zur Optimierung… Ist es nicht genial, dass das Gärtnern ein schier grenzenloses Tummelfeld ist? Je tiefer man sich in die Materie eindenkt, je mehr man ausprobiert, desto grösser ist der Spielraum, der sich eröffnet. Dabei wächst automatisch eine besondere Vorliebe für gewisse Pflanzengattungen. Zu Majas Favoriten zählen die Christ- und Lenzrosen (Helleborus). Es gibt sie in endlos vielen attraktiven Sorten, deren Eignung im Beet es zu prüfen gilt…

Helleborus_RHS

Helleborus-Sorten in allen Variationen locken zum Ausprobieren. (Bild www.facebook.com/rhshome)

Entsprechend den individuellen Vorlieben widerspiegelt jede Bepflanzung, ob formal oder wild, immer zu einem gewissen Mass ihren Urheber. Wie die Wohnungseinrichtung verkörpert auch der Garten mit all seinen Gewächsen unseren Geschmack und vermittelt, ob wir es wollen oder nicht, eine bestimmte Botschaft. Durchlaufen wir eine persönliche Veränderung, entsteht oft das Bedürfnis, auch dem Garten oder einer spezifischen Rabatte ein neues Gesicht zu verleihen. Und wer weiss, vielleicht gilt auch der Umkehrschluss, dass ein Veränderungsprozess im Garten uns die Möglichkeit eröffnet, persönlich daran zu wachsen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Edwin Budding`s Vermächtnis

6. März 2014

Der grüne Rasenteppich vor dem Haus hat vielerlei Funktionen: Er strukturiert die Gartenfläche, bildet einen ruhenden Pol fürs Auge oder kontrastiert bunte Blumenbeete. Er muss in seinem Leben einiges auf sich nehmen. Herumtollende Kinder und Hunde, das abendliche Badminton-Plauschturnier unter Nachbarn, das improvisierte Gartenfest, den Liegestuhl an einem warmen Sommertag. Sonne, Kälte, Regen oder Schnee stellen ihn im Jahreslauf auf die Probe. Der Rasen ist der Dauerbrenner schlechthin. Bereits seit über 300 Jahren liegt er ungebrochen im Trend und ist somit Gartenkultur pur. Einzelne Gräser wie das Wiesenrispengras, das noch heute Bestandteil der Rasenmischungen ist, können gemäss archäologischen Untersuchungen sogar bis 4000 vor Chr. nachgewiesen werden.

Die ersten Rasenflächen waren mit den englischen Landschaftsgärten im 18. Jahrhundert aufgekommen. In Hausnähe dienten sie den Bewohnern als sogenannte «Pleasure-Grounds» für Gruppenspiele. Die Grundlage zum Rasen, wie wir ihn heute kennen, legte ein gewisser Edwin Budding um 1830. Damals liess der Engländer den ersten Rasenmäher patentieren. Zweck des Geräts war das «Schneiden oder Scheren der vegetabilen Oberfläche von Rasen». Die Schafe, die zuvor bei den Herrenhäusern für kurze Grashalme sorgten und als Nebeneffekt Dünger zuführten, hatten sich fortan anderem Grünzeug zu widmen.

140306 Rasen

Der Stolz jedes Gartenbesitzers: ein sattgrüner Rasen.

Noch heute bezeichnet man den perfekt getrimmten und sattgrünen Gräserteppich als «Englischen Rasen». Er ist der Stolz jedes Gartenbesitzers und muss einerseits perfekt aussehen, vor allem aber nutzbar sein und sich nach der Grillparty oder dem Fussballspiel schnell wieder erholen. Das Geheimnis eines schönen Rasens? Das Rezept heisst regelmässig mähen, ab und zu düngen und in Hitzeperioden durchdringend wässern. Die Krönung ist das alljährliche Wellnessprogramm mit «vertikutieren» gegen aufkommenden Rasenfilz und «aerifizieren», um Luft in den Boden zu bringen.

Edwin Budding würde staunen, sähe er die Mähroboter in den Gärten, die wie von Zauberhand die Rasenflächen mähen, ohne dass man sie von Hand anzuschieben braucht…

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Das vergessene Aussenzimmer

27. Februar 2014

Das Haus ist gebaut, nun soll ein schöner Garten her. Immer wieder treffe ich bei Kundenbesuchen auf die folgende Situation: In der Mitte der Parzelle thront das neue Gebäude, rundherum bleibt ein Streifen «Höflichkeitsgrün» übrig. Dieser ist zumeist so schmal, dass aufgrund der einzuhaltenden Grenzabstände nicht einmal ein Baum Platz findet. Eine frühzeitige und umfassende Gartenplanung wurde hier verpasst, nun ist guter Rat gefragt.

Wer sein Eigenheim baut, plant dieses von langer Hand. Ist die Wohnfläche einmal definiert, folgt die Raumaufteilung. Wo sollen Stube, Büro, Küche, Schlaf- und Badezimmer sein? Allzu oft geht dabei ein Raum vergessen: Das Aussenzimmer. Auch der Garten ist Teil des Hauses, übernimmt er doch insbesondere im Sommer die Rolle eines Freiluftwohnzimmers. Mit der Platzierung des Gebäudes auf der Bauparzelle setzt man den Grundstein für die Qualität des späteren Gartens. Ist das Haus geschickt angeordnet, lässt sich auf der verbleibenden Freifläche eine vielseitig nutzbare Aussenwelt gestalten.

Die Vorausplanung ermöglicht es, Geländeverschiebungen im Rahmen der Bauarbeiten rationell auszuführen und Terrassierungen von Grund auf so anzulegen, dass sie mit dem Gebäude optimal korrespondieren. Sitzplätze lassen sich mit Gebäudeteilen kombinieren und entsprechend der Himmelsrichtungen optimal anordnen. Ebenso gelangen Elektrokabel für spätere Lichteffekte sowie Leitungen für die automatische Bewässerungsanlage zu diesem Zeitpunkt ohne nennenswerten Aufwand in den Boden. Erfolgt der Einbau nachträglich, entsteht hingegen eine finanzielle Mehrbelastung.

140227 Gartenplanung

Wer den Garten gleichzeitig mit dem Haus plant, kann nur gewinnen.

Hat man einmal das Grundkonzept des Gartens definiert, lässt sich dieses auch in Etappen umsetzen, um damit den finanziellen Aufwand auf mehrere Jahre zu verteilen. Leider haben viele Architekten und Planer noch nicht vollumfänglich realisiert, wie wertvoll ein Garten für seine zukünftigen Benutzer ist. Mit der zunehmenden Verdichtung der Siedlungsgebiete ist jeder Quadratzentimeter Freifläche ein kostbares Gut. Weise Vorausplanung verhindert unliebsame Überraschungen und spätere Zusatzkosten. Statt einer unbefriedigenden Alibiübung entsteht von Beginn an ein Lebensraum, der einem täglich Freude bereitet. Als angenehmer Nebeneffekt gilt: Ein gut gestalteter Garten wertet die Liegenschaft auf!

Die 12-Punkte-Checkliste für die Gartenplanung

  • Kenne ich mein Grundstück (Abmessung, Bodenbeschaffenheit, Exposition etc.)?
  • Welche Bedürfnisse soll mein Garten abdecken?
  • Welche Stimmungen und Materialien gefallen mir?
  • Wie sieht das räumliche Grund-Konzept aus?
  • Wie soll das Gelände modelliert werden?
  • Welche Zugänge und Wege sollen entstehen?
  • Wo möchte ich Pflanzflächen, wo Rasen oder Wiese, wo Hartbeläge?
  • Wo soll es welche Lichteffekte geben?
  • Welche Arbeiten möchte ich automatisieren (Rasenroboter, Bewässerungsanlage etc.)?
  • Habe ich die langfristige Entwicklung der geplanten Pflanzen miteinbezogen?
  • Wieviel Zeit kann und will ich in die Pflege investieren?
  • Welches Budget steht mir jetzt und in späteren Jahren für den Garten zur Verfügung?

 

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Neue Heimat für ein natürliches Kulturgut

24. Februar 2014

Ich bin ein Sammler. Als Gartengestalter bin ich immer auf der Suche nach Aussergewöhnlichem für den Aussenraum: Entdecke ich irgendwo einen alten, moosbewachsenen Natursteinbrunnen oder einen speziellen Findlingsstein, der mich anspricht und der verkäuflich ist, kann ich mich nur schwer zurückhalten. Selbst wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Verwendung für das Objekt habe. So geschehen bei den zwei riesigen Tuffsteinbrocken aus dem Prättigau, die ich vor einigen Jahren einem Bekannten abkaufte. Eine einmalige Gelegenheit, denn Tuffsteine sind etwas ganz Besonderes. Sie entstehen in einem langen Prozess durch die Ausscheidung und Ablagerung von Kalk in Karstgebieten. Viele historische Tuffstein-Gebäude im Bündnerland zeugen vom Vorkommen des Gesteins in der Region.

Lange wartete ich auf die richtige Gelegenheit, die naturgeformten Tuffstein-Juwele an einem würdigen Ort platzieren zu können. Schon fast hatte ich sie vergessen, als die Kliniken Valens uns mit der Gestaltung der Innenhöfe im Erweiterungsbau des Rehazentrums betrauten. Schnell reifte die Idee, die beiden Tuffsteine als Quelle zu inszenieren und damit einen der insgesamt drei Innenhöfe zu beleben. Aufsteigender Nebel, der aus einer eingebauten Spezialanlage strömt, sorgt nicht nur für Mystik, sondern bringt auch viel Feuchtigkeit, die auf den Tuffsteinen einen langsam wachsenden Moosgarten entstehen lässt. Wie ein Fenster zur Natur steht der Innenhof mit den Quellsteinen mitten im Therapieraum und vermittelt ein Bild der Kontemplation.

Der Blick in den grünen Innenhof bringt meditative Ruhe und lädt ein, in sich zu gehen oder sich in Gedanken auf einen Spaziergang aufzumachen. An einen Ort mitten im Wald, wo das Wasser langsam über eine moosbedeckte Tuffsteinböschung rinnt…

140220 Innenhof

Fenster zur Natur: Der Wasser-Lichthof mit Quell-Tuffsteinen und Nebelanlage.

Ich bin froh und dankbar, eine neue Heimat für diese besonderen Tuffsteine gefunden zu haben, handelt es sich doch um ein einmaliges, natürliches Kulturgut  – über Jahrhunderte in den Bündner Bergen gewachsen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Garten-Ouvertüre

12. Februar 2014

Wie die Ouvertüre einer Oper oder die Einleitung eines Buches stimmt auch der Vorgarten darauf ein, was hinterher kommen wird. Wie es sein Name suggeriert, liegt er im Eingangsbereich des Hauses und damit «vor» dem eigentlichen Garten. Es ist ein spezieller Ort, der sich losgelöst vom Rest des Grundstücks mit individueller Note gestalten lässt. Er leitet über vom öffentlichen in den privaten Bereich und heisst ankommende Gäste willkommen. Vorgärten begrüssen uns herzlich, wenn wir abends heimkommen und begleiten uns morgens, wenn wir das Haus verlassen, in den neuen Tag. Sie sind etwas Spezielles und verdienen eine Gestaltung mit viel Liebe zum Detail. Schliesslich sind sie so etwas wie der erste Eindruck, den ein Besucher von unserem Zuhause bekommt. Oft sind es kleinräumige Flächen direkt vor der Haustüre, aus denen man gestalterisch sehr viel herausholen kann. Einige Treppenstufen, eine Naturstein-Sitzmauer, vielleicht sogar ein kleiner Sitzplatz mit einer Pflästerung, eine bunte Blumenrabatte – schon ist ein einladender Vorgarten entstanden.

Für optische Akzente sorgt ein gepflanzter «Hausbaum». Hausbegleitende Bäume haben bei uns eine lange Tradition. Noch heute wachsen in der Nähe alter Bauernhäuser Ebereschen oder Linden, von denen man früher glaubte, sie würden vor bösen Geistern oder einschlagenden Blitzen bewahren. Auch der Bergahorn, in den höheren Lagen Graubündens oft gesehen, galt als schützender Baum. Natürlich finden solche Grossbäume in den heutigen Vorgärten kaum mehr Platz.

SONY DSC
Der Hausbaum als treuer Begleiter, welcher uns jeden Tag aufs Neue herzlich willkommen heisst.

Es gibt aber eine Reihe kleinkronige Bäume, die sich bestens für den Eingangsbereich eignen. Mit einer Sitzbank darunter entsteht ein gemütliches Plätzchen, von dem aus man das Geschehen beobachten und ab und zu einen Schwatz halten kann.

Einen guten Grund, einen Hausbaum zu pflanzen, gibt es immer, sei es als symbolischer Akt anlässlich der Hochzeit, zur Geburt des Kindes oder zum vollendeten Bau des Hauses. Ist der Hausbaum mit einer besonderen Geschichte aus unserem Leben verknüpft, wächst er einem über die Jahre ganz besonders ans Herz.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Futterstelle: Notwendigkeit oder Eigennutz?

23. Januar 2014

Gartenfreunde sind auch Tierfreunde, und so versteht es sich von selbst, dass wir in der Winterzeit, wenn klirrende Kälte einzieht, den Vögeln Gutes tun wollen. In den Bäumen hängen zurzeit Futterstellen in allen Variationen, vom Miniholzhaus im Chaletstil bis hin zum Designerstück in Glas oder Keramik. Es macht Spass, den körnerpickenden Meisen und Finken aus der warmen Stube zuzuschauen und mit etwas Glück zwischendurch einen seltenen Gast wie Gimpel oder Kirschkernbeisser willkommen zu heissen. Sind wir ehrlich – die Vögel brauchen unser Futter ja eigentlich nicht. Wie alle Wildtiere sind sie gut angepasst an unser Klima. Bestimmt gestaltet der kulinarische Zustupf ihr Leben aber angenehmer, insbesondere dann, wenn eine geschlossene Schneedecke liegt oder Dauerfrost einkehrt. Zugegeben, es ist auch Eigennutz im Spiel, locken wir doch die Vögel nicht zuletzt darum an, weil wir sie in Ruhe beobachten wollen. Während der Garten ruht, ist das Futterhaus nicht nur attraktives Dekorelement, sondern zugleich spannender Schauplatz. Beim Gerangel um Sonnenblumenkerne und Hanfsamen entbrennt nicht selten ein Disput unter den Vögeln, und manchmal ist eine deutliche Hackordnung zwischen den einzelnen Arten zu erkennen. Die Ausnahmekälte, die Anfang Januar in Teilen der USA herrschte, machte aber deutlich, dass es klimatische Ereignisse gibt, welche für die Vögel lebensbedrohlich sein können. Die amerikanische Vogelschutz-Organisation «American Bird Conservancy» rief denn auch öffentlich dazu auf, die Vögel während der Kälteperiode zu füttern und ihnen vor allem auch regelmässig warmes Wasser hinzustellen.

Bild Peter Becker_pixelio.de
Die Futterstelle vor Katzen schützen… (Bild Peter Becker/pixelio.de)

Wer den Vögeln ganzjährig einen Gefallen tun will, plant seinen Garten «vogelfreundlich». Einheimische Sträucher wie Weissdorn oder Schlehe liefern mit ihren Beeren Nahrung sowie Unterschlupf, während in Bäumen platzierte Nisthilfen begehrte Brutplätze sind. Wer die Samenstände von Wildstauden wie Karde oder Engelwurz im Herbst stehenlässt, tut nicht nur etwas für sein Auge, sondern verlängert zugleich das Futterangebot der «gefiederten Freunde» bis weit in den Winter hinein. Während der Brutzeit danken einem die Vögel die Winterfütterung, indem sie Hunderte unliebsamer Schädlinge wie Larven, Läuse oder Raupen vertilgen und zu einem gesunden Gleichgewicht im Garten beitragen.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Die letzte Bastion der Privatsphäre

16. Januar 2014

«Verdichtetes Bauen» ist das Schlagwort, wenn es darum geht, den Landverschleiss einzudämmen und dem Bevölkerungswachstum zu begegnen. Die Häuser stehen nicht nur näher, sondern sind auch zunehmend höher, während die Aussenräume immer kleiner werden. Die Einsicht durch die Nachbarn nimmt zu. Schnell einmal fühlt man sich beim Grillfest mit den Freunden, beim Rasenmähen oder im Pool beobachtet. So offen man sich in den Sozialen Netzwerken des Internets gibt, so hoch schätzt man zugleich die vier Wände und den eigenen Garten als letzte Bastion der Privatsphäre. Kein Wunder, dass der Sichtschutz zu den Top-Themen zählt, wenn es um die Planung von Privatgärten geht.

SAMSUNG
Vieldiskutiertes Thema in der Gartenplanung: Der Sichtschutz.

Die gestalterischen Möglichkeiten sind vielseitig. Wer sich inspirieren lassen möchte, kann dies am besten bei einem Spaziergang in einer mittelständischen Neubausiedlung tun. Kein Baumarkt führt ein grösseres Sortiment an teils wahllos kombinierten Materialien: Milchglasscheiben, Metall- und Steinplatten, Flechtwerk, Betonmauern, Hecken oder Steingabionen schützen die eigenen heiligen Hallen vor störenden Blicken. Für mich ist der Sichtschutz ein Teil der Gesamtplanung und als solcher in den Planungsprozess einzubeziehen. Statt entlang der Grenze einen dichten Rahmen um das ganze Grundstück zu ziehen und sich total von der Umgebung abzuschotten, kann es sich zum Beispiel empfehlen, innerhalb des Gartens einzelne Räume zu bilden und diese dann so zu gestalten, dass sie vor Einsicht geschützt sind. Bei mehrstöckigen Gebäuden ist übrigens auch der Einblick von oben zu berücksichtigen. Davor schützt eine mit Rosen berankte Pergola, ein Sonnensegel oder eine schirmförmig gezogene Platane. Auch in dicht bebauter Umgebung geht es darum, gewisse Ein-, aber auch Ausblicke bewusst zuzulassen und einzuplanen, um Spannung zu erzeugen. Eines ist klar: Mit zunehmender räumlicher Verdichtung steigt parallel dazu auch der Stellenwert eines Gartens als unverzichtbarer Rückzugsort und Quelle der Erholung.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

 

«Blumengärten für intelligente Faule»

9. Januar 2014

Oft fehlt die Zeit, den Grünraum rund ums Haus zu pflegen. Was eigentlich Genuss und Freude sein soll, ist plötzlich eine Last. Nicht selten steht bei der Neugestaltung eines Gartens das Wort «pflegeleicht» als wichtigstes Kriterium im Vordergrund. Dies, noch bevor man sich Gedanken darüber gemacht hat, wie der Garten aussehen soll und wie man ihn nutzen will. Oft resultieren daraus gleichförmige Rasenflächen. Dabei geht vergessen, dass ein Rasen im Jahreslauf mehr Arbeit verursacht als eine Mischpflanzung aus mehrjährigen Blütenstauden und Gräsern. Ein pflegeleichter Garten muss mitnichten eintönig und langweilig sein. Im Gegenteil: Geschickt geplant, entsteht eine bunte Vielfalt, deren Unterhalt überschaubar ist. Nehmen wir die Rabatte vor unserem Büroeingang. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass mit minimaler Pflege ein blühendes und lebendiges Gesamtbild entstehen kann. Im vergangenen Frühling haben wir die Fläche einmal gründlich gejätet, im Herbst verdorrte Stängel und Blütenstände zurückgeschnitten – das war`s auch schon. Tulpen, Zierlauch, Taglilien, Silberstrauch, Steppenkerze, Fenchel und Ziergräser sorgten die ganze Saison über für ein Blütenspektakel in immer wechselnden Farben. Voraussetzung für die minimale Pflege ist eine gute Bodenaufbereitung mit unkrautfreiem Kompost und Hornspänen sowie die Wahl robuster Pflanzenarten, von Vorteil aus Grosstöpfen. Der wildromantische Charakter der Rabatte erlaubt es, ein Unkraut auch Mal Unkraut sein zu lassen.

Rabatte_Büroeingang
Das Blumenbeet vor dem Büroeingang: Pflegeleicht und alles andere als eintönig.

Unterstützung bietet auch die moderne Technik. Eine automatische Bewässerung etwa sorgt dafür, dass das Spritzkanneschleppen ein Ende hat…Wenig pflegeintensiv sind überdies nebst den mehrjährigen Blütenstauden auch langsamwachsende Gehölze wie Japanischer Ahorn oder Zaubernuss. Eine Natursteinmauer statt eine aufwendig zu pflegende Steilböschung, ein Metallband als trennendes Element zwischen Beet und Rasen oder bequeme Hochbeete für Gemüse, Kräuter und Blumen sind weitere Gestaltungsmittel, welche den Unterhalt deutlich vereinfachen. Auch ein schöner Baum mit einer aufgehängten Schaukel braucht kaum Unterhalt und wird schnell zum Lieblingsplatz erkoren. Ist einem der Garten erst einmal ans Herz gewachsen, fällt auch automatisch die Pflege leichter und wird nicht selten als meditativ und erdend wahrgenommen.

Dass wir uns pflegeleichte Gärten wünschen, ist übrigens nichts Neues. Der berühmte Staudengärtner und Pflanzenzüchter Karl Foerster aus Potsdam (1874 -1970) veröffentlichte bereits 1925 einen Artikel mit dem Titel «Blumengärten für intelligente Faule», worin er schrieb: «Das Kunstwerk eines Gartens scheint mir erst dann vollkommen, wenn seine Pflegearbeiten […] ganz bestimmte Grenzen einhalten»…

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.

Urbane Steinwüsten

2. Januar 2014

Ein Sitzplatz unter einem schattenspendenden Baum, eine glitzernde Wasserfläche, bunte Blumenbeete: Der Garten ist für viele eine unverzichtbare grüne Oase, die Erholung, Genuss und Inspiration verheisst. Nicht für alle, so scheint es, denn mehr und mehr Gärten werden statt grüner immer steiniger und karger. In vielen Vorgärten türmen sich die Steine geröllhaldenartig auf, dazwischen kämpft alle paar Meter ein kleinwüchsiges Nadelgehölz ums Überleben. Längst sind die Steingärten zum weitverbreiteten Modetrend geworden. Ist es die Sehnsucht nach alpiner Romantik? Oder steckt dahinter vielmehr der Wunsch, den Pflegeaufwand im Garten zu minimieren? «Wo Steine sind, gibt es nichts zu Jäten», so die landläufige Meinung. In den ersten Jahren mag dies stimmen. Doch die Natur nimmt ihren Lauf, und sobald sich zwischen den Steinen etwas Humus ablagert, entsteht ein Nährboden für Schnürgras, Schachtelhalm und Löwenzahn. Nur durch regelmässiges Jäten oder den Einsatz von Herbiziden, die der Umwelt schaden und überdies verboten sind, lässt sich das ursprüngliche Bild des Steingartens bewahren. Unverhofft generiert dieser mehr Arbeit als ein Beet mit Blütenstauden oder Bodendeckerrosen. Für Grün statt Stein spricht überdies der Fakt, dass Grünpflanzen sich positiv aufs Mikroklima auswirken, während sich grosse Steinflächen in der Sonne stark erwärmen und die Umgebung an heissen Sommertagen zusätzlich aufheizen.

Steinwüste

Wer sich nun noch immer einen Steingarten wünscht, dem sei empfohlen, sich bei der Gestaltung an einem traditionellen Alpengarten wie dem Alpinum Schatzalp oder an einem natürlichen Flussbett zu orientieren. Unterschiedlich grosse und bewusst gruppierte Steine, die von Vorteil aus der Region stammen, wirken gleich viel harmonischer als eine planlose Aufschüttung mit gebietsfremden, gleichförmigen Steinen. Will man allerdings das Bild des alpinen Gärtchens über die Jahre erhalten, ist einiges an lenkender Pflege nötig.

Für mich kommen die kubikmeterweise aufgeschütteten Steinmassen, wie man sie heute so oft sieht, einer Gartenkulturverarmung gleich. Ich bin mir aber sicher, dass irgendwann die Vernunft obsiegt und dass sich die Steinwüsten über kurz oder lang wieder in grüne, blühende und vielfältige Freiräume verwandeln. Denn Gärten sind schliesslich nicht in Stein gemeisselt… Vielmehr ist es die stete Veränderung und Weiterentwicklung, die ihren Reiz ausmacht.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.