Schon Anfang November, die Schweissperlen standen mir ob der warmen Temperaturen zu Dutzenden auf der Stirn, entdeckte ich in den Gärten die ersten winterlich eingepackten Pflanzenmumien. Mit einer dicken Vliesschicht umwickelt und mit Schnur zu leblosen Paketen formiert, standen sie einsam Spalier.
Giessen im Winter? – Erst recht!
29. November 2015
Vermutlich war es der Blick auf den Kalender, gepaart mit einer Mischung aus Gewohnheit und Vorsicht, die ihre Besitzer dazu veranlasst hatte, sie «termingerecht» in die Winterruhe zu schicken. Doch die Natur lässt sich eben in keinen Terminkalender packen, und das Gärtnern ist und bleibt eine Disziplin, die viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität voraussetzt.
Die Kälte ist nun doch noch angekommen, und die Zeit definitiv reif, heiklen Pflanzen Schutz zu gewähren. Tannenäste verschonen die Rosen vor Frostschäden, eine dicke Laubschicht schützt Stauden vor Kahlfrösten. Oft ist es jedoch gar nicht die Kälte an sich, welche einer Pflanze zusetzt. Überlebt ein Gewächs den Winter nicht, ist die Diagnose schnell einmal «erfroren». Korrekt wäre in vielen Fällen «vertrocknet». Betroffen sind davon vor allem immergrüne Gehölze. Die Erklärung ist plausibel: Ihre Blätter und Nadeln verdunsten an sonnigen Tagen auch im Winter Wasser. Ist der Boden gefroren, können die Wurzeln keinen Nachschub mehr generieren und die Pflanze verdurstet langsam. Dies lässt sich vermeiden, indem man Immergrüne wie Buchs, Eibe und Duftblüte an milden Tagen und bei ungefrorenem Boden sozusagen auf Vorrat giesst, um den Bereich um die Wurzeln mit Wasser zu sättigen. Zusätzlich hilft das Schattieren der Pflanzen mit Tannästen, um die Verdunstung einzuschränken.
Trotz Winterruhe darf man seinen Garten und Balkon in den kommenden Monaten nie ganz aus den Augen lassen. Die Pflanzen mögen auf Sparflamme sein, brauchen aber trotzdem ab und zu die Unterstützung unseres grünen Daumens, damit sie gut über die Runden kommen.
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