Nicht alles, was neu ist, ist bekanntlich auch gut. Dazu zählt eine ganze Reihe aus fernen Ländern eingeschleppter Schädlinge, die in Gärten und in der Natur ihr Unwesen treiben. Als blinde Passagiere haben sie sich unbemerkt den weltweiten Handelsströmen angeschlossen und sind um die halbe Welt bis zu uns gereist. Zu den altbekannten Schädlingen wie Blattlaus und Werre gesellen sich seit einigen Jahren Neulinge wie der Buchsbaumzünsler, dessen gefrässige Raupe es auf die Buchsbäume abgesehen hat. Von Basel ausgehend wurde der Zünsler vergangenen Sommer erstmals auch in der Region Graubünden so richtig aktiv. Auch in unserem Bürogarten und in der Baumschule entdeckte ich die Raupen, gegen die es glücklicherweise ein nützlingsschonendes Präparat gibt. Voraussetzung bei der Anwendung ist, dass man den Zyklus der Raupen kennt, da genau im richtigen Moment mehrere abgestimmte Spritzungen nötig sind. Auf diese Weise lässt sich der ursprünglich aus Ostasien stammende Schädling in Schach halten. Gerade in Gärten, in denen der Buchs eine tragende gestalterische Rolle spielt, gilt es, die Entwicklung genaustens im Auge zu behalten. Betroffen sind insbesondere historische Anlagen mit geschnittenen Buchskugeln oder Einfassungshecken. Der Buchs prägt mit seiner langen Geschichte die Gartenkultur massgeblich und ist in diesem Sinne unersetzlich. Meine Devise im Umgang mit dem Zünsler heisst «aufklären statt dramatisieren». Ich persönlich pflanze den Buchs für gewisse Gestaltungsabsichten auch weiterhin. Ich bin guten Mutes, dass sich die Natur diesbezüglich bald von selbst reguliert (was in Basel ja schon der Fall sein soll).

Weitaus grösseres Kopfzerbrechen bereitet den Fachleuten das Auftreten des Asiatischen Laubholzbockkäfers, kurz ALB. Im grössten Fall in Winterthur wurden 150 lebende Käfer gefangen, die Stadt liess 130 Bäume fällen. Solche Eingriffe verändern das Landschaftsbild drastisch. Der ALB gilt weltweit als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge und steht auf der Fahndungsliste der Pflanzenschutzdienste ganz oben. Seine Larven bringen durch ihre Frasstätigkeiten die befallenen Bäume zum Absterben. Man vermutet, sie seien via Verpackungsholz von Steinprodukten in die Schweiz gelangt. Zum Aufspüren der Larven kommen auch aussergewöhnliche Methoden zum Einsatz. Speziell ausgebildete Hunde haben die Fähigkeit, mit ihren feinen Nasen die Larven aufzuspüren. Einer von ihnen ist «Pino», Mitarbeiter des Bundesamtes für Umwelt.

 

Gute Nase: Pino auf der Fährte des Asiatischen Laubholzbockkäfers.

Die Problematik der eingewanderten Schädlinge macht deutlich, dass die Gartenfreunde an vorderster Front sind, wenn es darum geht, im Aussenraum mit offenen Augen unterwegs zu sein und einen Befall frühzeitig zu entdecken. Es bleibt zu hoffen, dass die strikten Kontrollen bezüglich Asiatischem Laubholzbockkäfer ihre Wirkung zeigen und dass der gefürchtete Käfer nicht auf Ausbreitungskurs ist.

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