Die eine oder der andere mag sich vielleicht noch an den runden, dunkelroten Pavillon erinnern, der lange Zeit am Bahnhofplatz Chur stand und alle erdenklichen Süssigkeiten von Magenbrot bis Berliner feilbot. Irgendwann – es muss an die zwanzig Jahre her sein – verschwand er aus dem Stadtbild, ohne gross vermisst zu werden. Warum auch: Über ein mangelndes Angebot an Zuckerwaren im und um den Bahnhof kann sich niemand beklagen. Auch ich hätte keinen weiteren Gedanken an das Süsswarenhäuschen verschwendet, hätte mich nicht sein Besitzer, ein Bäcker aus Chur, vor einem Jahr angefragt, ob ich Interesse daran hätte, das Häuschen zu übernehmen, da es doch einem Gartenpavillon nicht unähnlich sehe. Er hatte den Pavillon während zwei Jahrzehnten zwecks allfälliger Wiederverwendung eingelagert und wollte ihn nun aus Platzgründen dringend loswerden. All die Jahre war die Gelegenheit eines Revivals nie gekommen. Ich schaute mir das gute Stück an und sah es vor meinem inneren Auge inmitten eines wunderschönen Gartens stehen, umgeben von einem Kiesplatz, umspielt von englischen Blumenbeeten und hohen Bäumen. Eine konkrete Verwendung hatte ich damals zwar nicht im Kopf, doch mein Bauch und Herz geboten mir, das Häuschen trotzdem zu erstehen. Man kann nie wissen… Trotz oder gerade aufgrund der schnelllebigen Zeit haben für mich gebrauchte Gegenstände, die eine Geschichte mit sich tragen, eine ganz besondere Faszination. Der Reiz besteht für mich darin, sie so in ein Projekt zu integrieren, dass sie zu neuem Leben erwachen.
Der Pavillon des Zuckerbäckers auf dem Weg zu seiner neuen Bestimmung.

Der Zuckerbäcker-Pavillon musste nicht lange auf seine neue Bestimmung warten. Bereits ein Jahr nach dem Erbantritt kommt er diesen Frühling zu neuen Ehren. Er wird Teil des neuen Gartenkultur-Projekts, das ich gemeinsam mit meiner Frau Maja realisiere. Mehr darüber folgt, sobald die Umsetzung begonnen hat.

Einige Restaurierungsarbeiten, ein neuer Anstrich, und der Pavillon ist bereit für seine neue Mission. Zukünftig steht nicht mehr die süsse Auslage im Mittelpunkt, sondern das Gebäude selbst. Als ruhiger Ort soll es spannende Ausblicke und Perspektiven in die umgebende Gartenlandschaft eröffnen. Das Schöne daran: Gartenkultur ist auch in hoher Dosis garantiert unbedenklich für die Gesundheit.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.