Mit leisem Zischen zieht das Sensenblatt rhythmisch hin und her und bahnt sich seinen Weg durch die hohe Wiese. Schon bald ist eine beachtliche Fläche gemäht. Ohne Benzin, dafür mit Geschick und Körpereinsatz. Das Sensenmähen feiert eine Renaissance. So mancher Gartenbesitzer entscheidet sich gegen den motorisierten Freischneider und mäht seine Blumenwiese stattdessen mit der Sense. In Kursen wird das alte Handwerk Interessierten landauf landab vermittelt. Es seien längst nicht mehr nur die Ökofreaks und Selbstversorger, die ihre Liebe zum Sensenmähen bekundeten, erzählt ein Kursleiter aus der Zentralschweiz. Vielmehr ziehe sich die Fangemeinschaft quer durch alle Gesellschaftsschichten und politischen Lager. Er ist ein alter Hase im Umgang mit der Sense. Was bei ihm locker und einfach aussieht, braucht einiges an Übung. Man müsse tanzen mit der Sense, rät er den Teilnehmern. Gesagt, getan, und bald kommt der nötige Schwung, gefolgt von viel Spass.

Doch nicht nur in privaten Gärten kommt die Sense wieder vermehrt zum Einsatz. Auch manch ein Gartenbauunternehmer schätzt die Vorzüge des leisen Mähens, etwa, wenn es darum geht, schwer zugängliche und steile Flächen zu bewirtschaften. Wer geübt ist, ist entsprechend effizient. Selbst einige Stadtverwaltungen haben die Sense entdeckt. Gerade in lärmgeplagten urbanen Räumen wird die geräuschlose Mähvariante von den Anwohnern sehr geschätzt. Ebenso spielen ökologische Gesichtspunkte eine Rolle. Das Mähen mit der Handsense ist für Flora und Fauna sehr viel schonender als mit dem Freischneider, da der Schnitt tendenziell etwas höher ausfällt.

Sense ist übrigens nicht gleich Sense. Es gibt Dutzende unterschiedlich ausgebildete Holzstiele, im Fachjargon «Worb» genannt. Je nach Region gibt es verschiedene Sensentypen wie «Appenzell Innerrhödler», «Grindelwaldner» oder «Berner Halbkrumme», die in Form und Grösse variieren.

Welchen Worb man für sich auch auswählt: Der Stolz, wenn man über die frisch gemähte Wiese blickt, ist gross. Bald erkennt man, dass das Mähen mit der Sense ein gewisses Suchtpotenzial in sich birgt.

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