Weiden haben eine lange Tradition: Sei es als Kopfweide entlang von Bächen oder im Garten als dekoratives Grün. Nebst den Wildarten sind über die Jahrhunderte zahlreiche Kulturformen entstanden, die spezifisch für bestimmte Anwendungen wie das Flechten selektioniert wurden.
Mit der Gartenkultur verflochten
23. März 2020
Silber-, Korb-, Netz- oder Purpurweide… weltweit existieren über 400 verschiedene Weiden-Arten. Entsprechend beeindruckend ist die Vielfalt an Wuchsformen. Sie reicht vom kriechenden Kleinstrauch bis hin zum grossen Baum. Je nach Art besiedeln Weiden – botansich Salix genannt – Standorte vom Tiefland bis hoch in die Alpen. Gemäss Duden stammt der Begriff «Weide» aus dem althochdeutschen «wîda», was so viel bedeutet wie «die Biegsame». Es ist nicht zuletzt diese Eigenschaft, die ihr in der Gartenkultur über die Jahrhunderte einen so wichtigen Platz verliehen hat. Ihre Zweige lassen sich problemlos zu Sichtschutzwänden, Beeteinfassungen, Weidenhäuschen oder Skulpturen formieren. Unterschiedliche Wuchs- und Blattformen, aber auch verschiedenfarbige Zweige von gelb über grün bis rot machen die Weiden unabhängig von den verschiedenen Nutzungszwecken zu einer «Augen»-Weide, mit der man im Garten wunderbar gestalten kann. Mit ihren Blüten so früh im Jahr sind sie überdies wertvolle Nektarspender für Insekten.
Das Handwerk pflegen
Das Flechten mit Weiden ist eine jahrhundertealte Tradition, die auch im Bündnerland verwurzelt ist. Einer, der zum Erhalt des Handwerks beiträgt, ist Peter Streiff. In seinem Atelier in Untervaz fertigt der ehemalige Lehrer nebst Körben auch immer wieder lebende Objekte für den Garten, seien es Hütten, Zäune oder Sichtschutzelemente. Die Weidenzweige für seine Werke erntet er an verschiedenen Plätzen entlang des Rheins. «Die Weide ist ideal zum Flechten, weil sie so geschmeidig ist». Streiff verarbeitet für seine Werke ganz unterschiedliche Weidenarten und -sorten. «Jede ist anders in Form und Farbe, was die entstehenden Geflechte einzigartig macht» erzählt der Korbflechter.
Die jungen, biegsamen Zweige einiger Weidenarten lassen sich im Garten auch vorzüglich für das Aufbinden von Beeren oder Weinreben verwenden. Die zierlichen Weidenknoten sehen nicht nur attraktiv aus, sondern sind sehr schonend, da sie nicht ins Holz einwachsen. Braucht man sie nicht mehr, schneidet man sie einfach ab und lässt sie auf dem Boden liegen.
Weide mit Köpfchen
Eine besondere Art der Weidenkultivierung ist die Kopfweide. Dazu kürzt man den Stamm der jungen Weide auf einer Höhe von rund einem bis zwei Metern ein und schneidet die aufkommenden Triebe in regelmässigen Intervallen bis auf den Stamm zurück. Die neu wachsenden Triebe formieren sich zu lustigen «Frisuren». Man entdeckt die mittlerweile selten gewordenen Kopfweiden zuweilen noch entlang von Bachläufen oder in Gärten. Im Gartenatelier Domat/Ems wird die Kopfweiden-Kultur seit einiger Zeit wieder gepflegt. Die geschnittenen Weidenruten kommen zum Aufbinden von Pflanzen, aber auch zur Stabilisierung von Böschungen zum Einsatz. (Bild rechts: NickyPe, pixabay.com)
Der Blog ist auch in der Zeitschrift Terra Grischuna erschienen.
Unser Buchtipp: Weiden Kultursorten, Sonja Züllig-Morf, Ott Verlag, ISBN 978-3-7225-0179-6