Der Garten des «Devon House» ist Zeuge der langen Gartenkultur Poschiavos. Der formale, ursprüng- lich italienisch geprägte Garten hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der heutige Besitzer bewahrt diese, entwickelt den parkartigen Aussenraum aber auch sanft weiter.
Der Stadtgarten im Bergtal – Devon House in Poschiavo
14. Juni 2021
In Poschiavo stossen Kontraste aufeinander. Verschneite Bergkuppen stehen südlichem Ambiente und mildem Klima gegenüber. Stattliche Villen und Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert bringen ein ebenso weltmännisches wie exotisches Flair ins südbündner Bergtal. Der Dorfplatz er innert in seiner Grosszügigkeit an eine italienische Piazza. Er ist umgeben von Hausfassaden in warmen Farbtönen von altrosa über gelb bis orange und himmelblau. «Poschiavo ist eine Gartenstadt» sagt HansJörg Bannwart, der im Puschlav aufgewachsen und seit 2004 der Besitzer des historischen «Devon House» am südlichen Dorf rand ist. Tatsächlich ist der maleriDevon Houseschen Ortschaft südlich des Bernina Massivs ein gewisser urbaner Charak ter nicht abzusprechen. Ein Grossteil der vielen historischen Bauten, die Poschiavo seinen unverkennbaren Charakter verleihen, sind bis heute von viel Grün umgeben. Die Architektur ist geprägt durch die Geschichte des Orts. Einst zogen Einheimische als Zuckerbäcker und Cafetiers in alle Welt, um Arbeit zu suchen. Viele von ihnen kehrten Jahre später wohlhabend in ihr Heimattal zurück und manifestier ten ihren Reichtum mit dem Bau von Herrschaftshäusern.
Das «Devon House» ist eines dieser Häuser. Dazu gehören 2000 Quadrat meter Garten. Im geometrisch angelegten oberen Gartenteil zieht ein fernöstlich inspirierter Pavillon die Blicke auf sich. «Er datiert vermutlich auf Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Aus dieser Zeit stammt auch der Ententeich, der Teil des englisch geprägten unteren Gartenbereichs ist», so der Besitzer Hans-Jörg Bann wart.
Der historische, nach Süden gewendete Garten wurde immer wieder den Bedürfnissen der Zeit angepasst, blieb in seinen Grundzügen aber erhalten. Er war einst Teil einer grösseren, parkartigen Anlage, die für alle Bewohner der angrenzenden Villen gedacht war. Erst später wurden daraus vier einzelne Gärten. Jede Parzelle verfügt bis heute über einen Obstgarten sowie einen nach Puschlaver Art kombinierten Zier und Nutzgarten.
Olivier Zubers Artikel ist in der Zeitschrift «Terra Grischuna» erschienen.