Bald tritt mein Zitrusbäumchen von der Gartenbühne ab und zieht ins frostfreie Winterquartier um. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst nicht mehr wegzudiskutieren ist. Das Bäumchen im Terracotta-Topf hat uns den ganzen Sommer über begleitet und einen Hauch mediterrane Stimmung ins Bündnerland gebracht.
Ewiger Sommer für Wärmeliebende
28. September 2015
Nichts steht für mich so sehr für den Sommer wie Kübelpflanzen. Sie sind so etwas wie Gäste aus der Fremde, die unsere Gärten und Terrassen saisonal beleben und für Exotik sorgen. Fast machen sie uns glauben, die Schweiz läge ein paar Breitengrade südlicher.
Man kann sich nun zu Recht fragen, ob die pflanzlichen Zügelaktionen vom Winterquartier in den Garten und wieder zurück die Mühe auch lohnen. Warum machen wir uns das Leben nicht einfacher und konzentrieren uns ausschliesslich auf robuste, an unser Klima angepasste Arten? Unmöglich. Denn das Gärtnern ist eine Leidenschaft, der Garten eine ideale Projektionsfläche für Träume und Sehnsüchte. Gerade nicht winterharte Gewächse wie Oleander, Olive oder Bougainvillea sind sozusagen Sinnbild des «ewigen Sommers» und trösten die Wärmeliebenden unter uns darüber hinweg, dass es an den Abenden oft auch kühl und regnerisch ist. Da nimmt man das Ein- und Auswintern der Pflanzen doch gerne auf sich. Und überhaupt – wer clever ist, überlässt diese Arbeit dem spezialisierten Gärtner. Dieser holt die Pflanzen im Herbst ab, platziert sie in seinem Gewächshaus und bringt sie pünktlich vor dem Sommerstart wieder zurück.
Tatsächlich ginge mit dem Verzicht auf Kübelpflanzen auch der Verlust einer langen Tradition einher. Schon in den Renaissance-Gärten experimentierte man mit Pflanzenraritäten aus südlichen Ländern, baute erste Gewächshäuser und Orangerien für Zitrusgewächse und Palmen.
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