Die Blumenrabatte vor meinem Bürofenster ist verschwunden. Wo im Sommer Taglilien, Knöterich und Gräser dominierten, bestimmen nun immergrüne Buchsfiguren das Bild. Wir haben sie erst im letzten Jahr gepflanzt. Doch sie haben sich prächtig entwickelt, und ich kann mir gut vorstellen, dass sie schon bald einen mystisch-melancholischen Charakter in unseren Garten zaubern. Versteckt hinter den Blütenstauden, hatte ich die Existenz der Buchsbäume schon fast vergessen und freue mich nun umso mehr über die starke Präsenz, die sie in der winterlich-kahlen Umgebung markieren. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass jeder Rabatte – und natürlich auch jedem Garten – ein wirkungsvolles Grundgerüst zugrunde liegt. Im Winter, wenn die Blätter gefallen und die Stauden eingezogen sind, treten fehlende Strukturen schonungslos zu Tage und zugleich liegt das Gestaltungspotenzial, das in einem Garten schlummert, offen da.

131212 Gartenplanung

Die ideale Zeit also, am warmen Ofen sitzend, über den Traumgarten zu philosophieren, Ideen zu sammeln, Referenzfotos zu suchen und Pläne zu schmieden. Denn ein Garten, in dem man sich wohlfühlt, will geplant sein. Klar, irgendwann spriessen überall ein paar Pflanzen, und einige Quadratmeter Schrittplatten sind schnell verlegt. Für mich muss ein Garten aber deutlich mehr sein als die zufällig entstehende Umgebung eines Hauses. Nur schon die stetig steigenden Bodenpreise zeigen doch, dass er mehr Aufmerksamkeit verdient und in seiner Bedeutung dem Gebäude gleichzusetzen ist. Ist es nicht selbstverständlich, dass der Garten, wie auch das Haus, bewusst gestaltet wird? Dafür spricht auch, dass eine Liegenschaft durch das Anlegen eines Gartens in ihrem Wert steigt. Durch das Schaffen verschiedener Räume, das Inszenieren von Durchblicken und das Anlegen von Wegen entsteht ein neuer Ort des Genusses, ideal zum Innehalten und sich zwischendurch einen Power-Nap für die Seele zu gönnen.

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