Die erste Arbeitsschicht beginnt in manchen Gärten schon im Morgengrauen. Während im Haus alle noch im Tiefschlaf sind, setzt sich draussen wie von Zauberhand angestellt der Rasensprenger automatisch in Bewegung und versorgt den grünen Teppich vor dem Wohnzimmer wohldosiert mit Wasser. Einige Stunden später übernimmt der Mähroboter und tut sich auf dem sonnengetrockneten Rasen an den Grashalmen gütlich. In einer Endlosschlaufe navigiert er im computergesteuerten Zufallsprinzip hin und her. In manchen Gärten gehört er fast schon zur Familie und hört auf den eigenen Namen, etwa «Shaun» (vom Film «Shaun das Schaf» entlehnt) oder «James» (der klassische Butler-Name).

In grossen Schritten hat die Automatisierung in den letzten Jahrzehnten den Garten erobert. Eine logische Folge, die dem allgemein gestiegenen Convenience-Bedürfnis entspricht. Der Garten soll primär Genuss und nicht Arbeit verheissen. Die Vorteile der elektronischen Aufrüstung liegen auf der Hand. Die Automatisierung bringt für den Gartenfreund eine immense Zeitersparnis und bewahrt ihn vor monotonen Arbeiten wie dem Rasenmähen oder dem Giessen. Durch die Regelmässigkeit des Mähens fördert der Roboter als angenehmer Nebeneffekt die Bildung einer dichten Grasnarbe. Und mit einer computergesteuerten, ausgeklügelten Bewässerung lässt sich sogar Wasser sparen, wenn diese gezielt und bedarfsorientiert zum Einsatz kommt.

«Man kann alles übertreiben» war mein erster Gedanke, als ich neulich im Internet einen Bericht über die «interaktive Pflanzenpflege» las. Eine Schweizer Firma hat einen Sensor für den Blumentopf entwickelt, der bei austrocknenden Wurzeln automatische eine SMS ans Smartphone versendet mit der Aufforderung, doch Mal wieder den Ficus in der Stube zu giessen. Na ja, für Leute mit einem verkümmerten Grünem Daumen, die trotzdem nicht auf lebendes Grün verzichten wollen, bestimmt eine gute Sache…

 

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Für alle, die keinen Grünen Daumen haben: Dieser Sensor gibt per SMS Bescheid, wenn die Pflanze Durst hat. (Foto www.koubachi.com)

 

Ob der modernen Annehmlichkeiten darf aber eines nicht vergessen gehen, nämlich das Sinnstiftende, das mit der Gartenarbeit einhergeht. Wie erholsam und befriedigend ist es doch für Geist und Körper, draussen aktiv zu sein? Ein Garten ist ein Stück Natur, er wächst und lebt. Moderne Technik darf und sollte durchaus zum Einsatz kommen, aber nur dort, wo sie auch wirklich Sinn macht. Dabei darf der Bezug zum Boden und zu den Ursprüngen des Gärtnerns nicht in Vergessenheit geraten. Denn was gibt es Schöneres, als mit blossen Händen in der Erde zu wühlen?

 

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