Gärten und England gehören untrennbar zusammen. Über die Jahrhunderte ist auf der Insel eine eigenständige Gartenkultur gewachsen, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf ganz Europa hat. Es scheint mir, jeder Engländer, jede Engländerin identifiziere sich mit dem Thema Garten und habe ein Faible für Pflanzen. Die Vorstellung mag so klischiert sein wie jene, dass jeder Schweizer fähig ist, zu jodeln… und doch ist was dran! Kürzlich führte ich ein Kundengespräch mit einer in der Schweiz ansässigen Engländerin, die mir mitteilte, sie sei ja so froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihre Gartenbedürfnisse verstehe und sie mit der nötigen Sensibilität umsetzen könne.

Ich freute mich erst einmal über die Lorbeeren und begann dann, darüber zu sinnieren, was denn die Engländer in ihrem Verhältnis zum Garten von den Schweizern unterscheidet. Ist es das Feingespür, das vertiefte Interesse an den individuellen Pflanzen, das vielen abgeht? Schon oft habe ich festgestellt, dass die englischen Gartenfreunde an einem einzelnen Pflänzchen oder sogar an einer einzigen Blüte eine Riesenfreude haben können, während wir tendenziell eher die grösseren Massstäbe wahrnehmen. Etwas überspitzt formuliert: Gedeiht bei einem Engländer eine Pflanze nicht, sucht er sich innerhalb seines Gartens einen neuen Standort mit veränderten Bedingungen und gibt dem Gewächs eine neue Chance. Der Schweizer hingegen probiert`s nochmals und nochmals an derselben Stelle und gibt irgendwann entnervt auf…

Es besteht allerdings Hoffnung im Binnenland. Mir scheint, in den letzten Jahren haben wir, was die Gartenkultur betrifft, in grossen Schritten aufgeholt und hinken dem englischen Vorbild nicht mehr so weit hinterher wie auch schon. Das Natürliche, bunt Assortierte, wie es für einen englischen Cottage-Garten so typisch ist, liegt auch bei uns voll im Trend. Das steigende Interesse an speziellen Pflanzenraritäten zeigte sich nicht zuletzt auch am Gartenfestival Schloss Haldenstein ganz deutlich. Auch an inspirierenden Zeitschriften, die das romantische Landleben loben, fehlt es nicht.

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Staudenmischpflanzung mit englischem Touch, fotografiert in der Schweiz.

Aussenansichten auf die Schweizer Gartenwelt, wie sie mir die englische Kundin gewährte, empfinde ich immer als sehr erfrischend. Etwas Selbstreflexion schadet schliesslich nie und bringt einen im besten Fall vorwärts.

Sorgen wir doch dafür, dass sich die Engländer, welche die Schweiz bereisen oder hier leben, bei uns gartenkulturell zu Hause fühlen.

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