Die Saison der Blumenzwiebeln ist in vollem Gange. Wer sich im Frühling an Tulpen, Narzissen und Blausternen erfreuen will, muss sie noch diesen Herbst in den Boden beziehungsweise in den Topf bringen. Für mich ist das Setzen von Blumenzwiebeln immer mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Es hat etwas Geheimnisvolles an sich, die bräunlichen Zwiebeln im Herbst sorgfältig in die Erde zu drücken, ohne in diesem Moment mit Sicherheit zu wissen, ob die Blütenkomposition, die man sich im Kopf vorstellt, sich im kommenden Frühling auch wirklich genauso entfalten wird. Dass einen die Natur so lange auf die Folter spannt, hat aber durchaus auch positive Seiten. Der Garten ist einer der letzten Orte, der uns Geduld und Langsamkeit lehrt. Die Prozesse der Natur lassen sich nicht verschnellern. Sie nehmen ungeachtet unserer Hektik, die wir zuweilen an den Tag legen, ihren Lauf und bilden einen wunderbaren Gegenpol zu unserem Alltag, in dem alles immer rasch gehen muss. Internetsuchmaschinen beantworten jede aufkommende Frage in Sekundenschnelle, und verspüren wir das Bedürfnis, nach dem verregneten Sommer im Süden etwas Sonne zu tanken, sind die Ferien mit wenigen Klicks auch schon gebucht.

Broughton

Der englische Landschaftsarchitekt Tom Stuart-Smith pflegt einen virtuosen Umgang mit Zwiebelblühern. Im Bild der Garten Broughton Grange. (Bildnachweis:  www.tomstuartsmith.co.uk)

Die Pflanzung von Tulpenzwiebeln hingegen ist eine Investition, die erst Monate später ihre Blüten treibt. Zuweilen geraten die unter dem Schnee unsichtbar ruhenden Blumenzwiebeln sogar zunehmend in Vergessenheit, um einen im Frühling wie eine Art blühender Paukenschlag zu überraschen. Erst jetzt weiss man, dass sich die herbstliche Arbeit und das geduldige Warten ausbezahlt haben.

Getreu Audrey Hepburns Zitat «to plant a garden is to believe in tomorrow» (einen Garten zu bepflanzen heisst, an Morgen zu glauben) liegt es nun in Ihrer Hand, wie bunt der Garten-Frühling 2015 sein wird!

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