Bei meinen Besuchen im Elsass fällt mir immer auf, wie bunt die Städtchen daherkommen. Kreativ gestaltete Wechselflorrabatten, im Jahreslauf mehrmals neu bepflanzt, sind dort fester Bestandteil des Ortsbildes. Sie heissen die Touristen willkommen und verschönern den Einheimischen den Alltag. Zugleich schaffen sie Identität und sind eine Art Stadtmarketing «durch die Blume». Bewege ich mich hingegen durch Chur, erscheint mir das Stadtbild ziemlich farblos. Es scheint fast, als wolle es dem Kantonsnamen «Grau»bünden seine Ehre erweisen…

Klar sind Wechselflorrabatten, die mehrmals jährlich eine komplette Neugestaltung erfordern, für eine Stadt ein grosser Kostenpunkt. Entscheidet man sich stattdessen jedoch für Rabatten mit mehrjährigen Blütenstauden, lässt sich einiges an Ausgaben einsparen, ohne auf Blühendes verzichten zu müssen.

Tatsächlich hatte Chur vor rund zehn Jahren, als die Staudenmischpflanzungen aufkamen, den Trend als eine der ersten Städte aufgenommen und auf verschiedenen Flächen im Strassenraum auf die Mischpflanzung mit dem vielversprechenden Namen «Silbersommer» gesetzt. Das Pflanzenkonzept mit Blütenstauden, Zwiebelpflanzen und Gräsern war damals von der ZHAW, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil neu lanciert worden. Die blühenden Flächen erfreuten mich und werteten das Stadtbild merklich auf.

Rabatte Chur

Rabatte Wittenbach

Verwilderte Rabatte in Chur (oben) und ein blühendes Beispiel aus Wittenbach (unten).

Heute präsentieren sich die Flächen leider nicht mehr von ihrer besten Seite. Mangels Pflege sind sie stark verunkrautet, das ursprüngliche Konzept ist nicht mehr ablesbar. Einzelne Pflanzen sind so dominant geworden, dass sie andere komplett verdrängt haben. Die Entwicklung zeigt, dass es unerlässlich ist, bei der Bepflanzung einer Fläche auch ein Budget für den Unterhalt einzuplanen. Ebenso braucht es fachlich versiertes Personal, welches über die nötige Pflanzenkenntnis verfügt, um die Rabatten lenkend zu pflegen. Gemeinden wie Meilen oder Wittenbach gehen diesbezüglich mit gutem Beispiel voran. Dank kontinuierlicher Pflege können sie sich mit blühenden Beeten profilieren und dem Ort ein eigenständiges Gesicht verleihen.

Chur hat dieses Jahr mit der temporären Bepflanzung des Theaterplatzes erneut einen lobenswerten Schritt zur Stadtverschönerung unternommen. Das innovative Grün ist allerdings nur dank Sponsorengeldern aus der Privatwirtschaft zu Stande gekommen. Dies kann meiner Meinung nach mittel- und langfristig nicht das Ziel sein, ist doch eine blühende Stadt primär Sache der öffentlichen Hand. Dazu zählt auch das Sicherstellen des Unterhalts über die Jahre, denn Rabatten- ist zugleich auch Imagepflege, erst recht wenn ein Ort – wie Chur – eine touristische Bedeutung hat.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.