Manchmal scheint es mir, Gärten seien überwiegend Frauensache. In Kundengesprächen kristallisiert sich oft heraus, dass Frauen eher in Stimmungsbildern denken und farblich abgestimmte Pflanzenkombinationen im Kopf haben, während Männer das Thema Gartengestaltung eher pragmatisch angehen. So soll ein Baum nicht einfach Baum sein, sondern am liebsten auch noch Obst tragen, damit der Nutzwert gegeben ist. Eine Mauer soll in erster Linie die Böschung stützen. Aus welchem Stein sie gebaut ist, ist oft zweitrangig. Während die Frauen vom Gärtnereibesuch regelmässig neue Staudenraritäten mit nach Hause bringen und mit ihren Freundinnen stundenlang darüber fachsimpeln können, ob sich nun die dunkelrote Rose besser ins Beet einfügt als die Rosafarbene, sind die Männer schon vollauf zufrieden, wenn sie sich beim Rasenmähen entspannen und anschliessend über die getane Arbeit freuen können.

Klar ist dieses Bild etwas überzeichnet, und ich möchte an dieser Stelle mitnichten pauschalisieren. Natürlich besitzen auch viele Männer einen sehr grünen Daumen und machen davon auch Gebrauch. Nebst weiblichen Gartenlegenden wie Vita Sackville-West (1892-1962) oder Beth Chatto gibt es durchaus auch berühmte Männer, die mit Leib und Seele gärtnern. Zu ihnen zählen etwa der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf mit seinen stimmigen Gräsergärten, oder auch Christopher Lloyd (1921-2006) der mit «Great Dixter» ein wahres Gartenparadies geschaffen hat.

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Ist der Garten Frauensache? (Bild: Uwe Wagschal/pixelio.de)

Vermutlich braucht ein Garten die weibliche ebenso wie die männliche Komponente, um vollkommen zu sein. Versuchen wir Männer doch, uns gartentechnisch zu emanzipieren und immer mal wieder über Rasenmäher und Kantenschneider hinauszuschauen. Denn es ist pure Freude, einen Aussenraum über die Jahre zu begleiten und sich an seiner Weiterentwicklung aktiv zu beteiligen!

Alles auf freiwilliger Basis natürlich, schliesslich gibt`s im Garten – anders als in der Führungsetage börsenkotierter Firmen – ja bislang keine Männerquote.

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