Das Gärtnern in der Stadt ist so alt wie die Städte selbst. Heute heisst es «Urban Gardening» und ist ein eigentlicher Trend mit wachsender Anhängerschaft. Ob in Hinterhöfen, als Übergangslösung auf unbebautem Brachland oder auf dem Fensterbrett: Hip ist, wer seinen Sommersalat selber sät und erntet. Die grüne Bewegung hat ihre Ursprünge im Guerilla-Gardening, das in den 1970ern von den USA nach Europa gelangte. Was als blumige Rebellion gegen die wachsenden Betonwüsten seinen Anfang nahm, ist heute eher als ein «Zurück zu den Wurzeln» zu beschreiben. Der Bezug zur Natur droht den Stadtmenschen mehr und mehr abhanden zu kommen. Mit dem eigenen Gemüse vor der Haustüre lässt sich Gegensteuer geben, indem man sich ein kleines Stück Natur in verschiedene Töpfe und Gefässe transferiert. Der Wunsch nach mehr essbarem Grün stösst mittlerweile auch bei den Stadtverwaltungen auf offene Ohren. Sie stellen nicht selten geeignete Areale für den Gemüseanbau zur Verfügung. In ausgedienten und mit Erde gefüllten Palettrahmen sowie Plastikkübeln säen kreative Grossstadtgärtner ihre Kohlköpfe, hegen Tomaten und Peperoni. Findige Pflanzenproduzenten bieten gar eigens gezüchtete Mini-Gurken oder zierliche Zucchini-Setzlinge im Balkonformat an.

140424 Balkontomaten

Tomaten aus Eigenproduktion schmecken einfach besser…

Zwar ist das urbane Gärtnern in Chur und Umgebung (noch?) kein grosses Thema. Hier liegt die Natur ja auch näher als sie dies in anderen Städten tut. Grüne Interventionen im öffentlichen Raum scheinen in der Bevölkerung kein Bedürfnis zu sein. Trotzdem: Eine Tendenz zu einem Revival des Gemüsegärtnerns ist auch hier spürbar. So stellen wir gerade eine nie dagewesene Nachfrage an Hochbeeten fest, und aktuell gestalten wir einen fast 400 Quadratmeter grossen Gemüse-, Obst- , Beeren- und Kräutergarten. Ich empfinde es als Luxus, im Garten (oder auf dem Balkon), sei er nun urban oder ländlich gelegen, nach Lust und Laune eigene Vitamine anzubauen – egal wie dieser Trend gerade heissen mag. Frischer geht`s nicht! Das wussten die Bewohner mittelalterlicher Städte ebenso zu schätzen wie wir es heute und in Zukunft tun.

Unser Gartenkulturblog ist auch auf dem Newsportal für die Region Südostschweiz präsent.